Stefan Diefenthäler hatte andere Vorstellungen als die Stadt und der Handel, der Kommunikation erwartet.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Das Kapitel Citymanager für Leonberg war nur von kurzer Dauer. Die Stadt und Stefan Diefenthäler gehen von Ende des Monats an wieder getrennte Wege. Das hat Oberbürgermeister Martin Kaufmann (SPD) nach einem Gespräch mit Diefenthäler mitgeteilt.

 

Der Abgang, der für viele Beobachter aus Handel, Gastronomie und Kommunalpolitik nicht überraschend kommt, ist die Konsequenz aus einem offenkundigen Missverständnis. Denn die in Leonberg geäußerte Erwartung, dass der neue Citymanager, der erste seiner Art in der Stadt, offensiv auf die Geschäftsleute zugeht, um gemeinsam mit ihnen Strategien für eine attraktive Einkaufs- und Wohnfühlstadt zu entwickeln, hat sich nicht eingestellt.

Offenes Gespräch mit dem OB

Und Stefan Diefenthäler selbst war sich offenbar über dieses Anforderungsprofil nicht wirklich bewusst. „Ich habe mir den Stelleninhalt und die Aufgaben anders vorgestellt“, begründet der Citymanager seine Demission. „Mit Herrn Kaufmann habe ich Ende Januar offen darüber gesprochen.“

Kaufmann selbst hatte auch andere Erwartungen an den neuen Mann, den er persönlich ausgesucht hatte. „In dem Gespräch habe ich Herrn Diefenthälers Eindruck bestätigt“, umschreibt es der Oberbürgermeister. „So offen und ehrlich damit umzugehen, rechne ich ihm hoch an.“ Die Stelle werde nun neu ausgeschrieben.

Im vergangenen Sommer hatte der Gemeinderat mit großen Hoffnungen grünes Licht für die neue Position gegeben. Ein Citymanager sollte unter anderem für die Altstadt Impulse setzen. Mit neuen Vermarktungsformaten, attraktiven Veranstaltungen und einer besseren Kommunikation zwischen Verwaltung und Handel sollte der Gesamtstandort Leonberg mit allen Ortsteilen nach vorne gebracht werden.

Erst Konzepte, dann Kommunikation

Schon beim Ratsbeschluss vor einem halben Jahr wurden Stimmen laut, ob ein Jahresgehalt von rund 50 000 Euro reicht, um für eine solch ambitionierte Mission eine geeignete Persönlichkeit zu finden. Um gute Bewerber nicht zu verschrecken, lehnte der Gemeinderat die ursprünglich vom Rathaus geplante Befristung der neuen Position ab. Doch bei einem ersten Zusammentreffen des Citymanagers mit dem Arbeitskreis Stadtmarketing, in dem Geschäftsleute und die Bürgermeister sitzen, sprang der Funke offenbar nicht über. Diefenthäler wollte offenbar zunächst Konzepte am Schreibtisch entwickeln. Die Händler hingegen waren von einer unmittelbaren Kommunikation ausgegangen, um gemeinsam die Dinge zu besprechen.

Dabei hatte der gebürtige Rheinhesse durchaus Referenzen vorzuweisen. In Mainz arbeitete er im eigenständigen Amt für Wirtschaftsförderung. In Wiesbaden war er für die Entwicklung des Stadtteiles Biebrich, das den Charakter einer eigenen Stadt hat, zuständig. In Leonberg war er direkt dem OB zugeordnet.

Eigene Gesellschaft?

Der Posten soll nun schnell wieder ausgeschrieben werden. Parallel dazu gibt es interne Überlegungen, das Stadtmarketing in eine eigene Gesellschaft auszugliedern, so wie es in Stuttgart der Fall ist. Der Geschäftsführer wäre dann der Citymanager.

Der Vorteil wäre, dass zum Beispiel eine GmbH nicht in Verwaltungsstrukturen eingebunden ist und flexibler auf den Markt reagieren kann. Allerdings müsste sich der Handel finanziell beteiligen.