Zuschüsse winken: Die Umgestaltung der Eltinger Straße und der Römerstraße wird mit Vorrang angegangen.

Leonberg - Gleich an zwei Stellen soll mit der Umgestaltung der Leonberger Innenstadt sehr schnell begonnen werden: an der Kreuzung Römerstraße/Poststraße, dort wo Bosch gerade sein Entwicklungszentrum für autonomes Fahren mit einem imposanten Neubau erweitert. Außerdem in der Eltinger Straße zwischen Seestraße und Lindenstraße.

 

Diese beiden Bereiche sind die Vorboten eines bemerkenswerten Projektes, das der Oberbürgermeister unter dem griffigen Titel „Stadt für morgen“ angestoßen hat. Martin Georg Cohn (SPD) will weg von der autogerechten Stadt, hin zu einem Zentrum mit hoher Aufenthaltsqualität, in dem es ausreichend Platz für den öffentlichen Nahverkehr, für Radler, vor allem aber auch für Fußgänger gibt.

Wohin mit dem Verkehr?

In der Praxis bedeutet dies, dass Autos auf den jetzigen Hauptachsen Eltinger Straße/Leonberger Straße und Römerstraße in der Zukunft nicht mehr die dominierende Rolle spielen werden.

In der Stoßrichtung weiß Sozialdemokrat Cohn seinen Gemeinderat weitgehend hinter sich. Gleichwohl stellen sich einige Stadträte die Frage, wo der Verkehr denn hin soll, würde er aus der City gedrängt. Oder anders gefragt: Gibt es in fünf oder zehn Jahren überhaupt noch so viele Autos wie heutzutage? Axel Röckle sieht auf diese Frage noch keinerlei Antwortansätze.

Hälfte muss bezahlt werden

„Wir wissen doch gar nicht, welche Verkehre in den kommenden Jahren über diese Straßen laufen müssen“, meint der Fraktionschef der Freien Wähler. Und hält deshalb nichts davon, dass ausgerechnet die Umgestaltung der stark befahrenen Eltinger Straße priorisiert angegangen werden soll.

Auch finanzielle Aspekte treiben Axel Röckle um. Zwar hofft die Stadt, dass die Hälfte der Gesamtkosten – allein im Haushaltsjahr 2021 sind zehn Millionen Euro vorgesehen – durch ein Förderprogramm des Landes gedeckt werden. „Aber die andere Hälfte müssen wir dann immer noch selber bezahlen“, sagt der Freie Wähler und sieht dieses Geld in „dringenderen Vorhaben“ besser angelegt.

Zweiter Schritt vor dem ersten

Skeptische Stimmen kommen auch aus der CDU: „Ich glaube nicht, dass es für den Klimaschutz sinnvoll ist, wenn wir eine gute Straße herausreißen“, meint Willi Wendel. Seine Fraktionsvorsitzende Elke Staubach sieht in der Priorisierung der Eltinger Straße „den zweiten Schritt vor dem ersten“. Sie will ähnlich wie Axel Röckle erst konkrete Zahlen, mit welchem innerstädtischen Verkehrsaufkommen in den nächsten Jahren zu rechnen ist.

Zudem sieht Staubach einen direkten Zusammenhang mit der Neugestaltung des Postareals. Ob und wie das Gelände der ehemaligen Hauptpost bebaut wird, ist immer noch nicht endgültig klar. Die Christdemokratin hält für dieses neue Quartier und die Eltinger Straße eine Planung aus einem Guss für notwendig.

Wie viele Autos dürfen rein?

Martin Georg Cohn macht keinen Hehl daraus, dass er die Frage nach Verkehrsanalysen für nicht eben visionär hält. „Sie müssen entscheiden, wie Sie Ihre Stadt sehen und wie viele Autos Sie in der Zukunft im Zentrum zulassen wollen“, hält der Oberbürgermeister seinen Kritikern entgegen. Und wird dabei nicht nur von seiner Partei unterstützt: Christa Weiß (SPD) freut sich auf eine „sozial- und klimagerechte Stadt“.

Der Grünen-Fraktionschef Bernd Murschel sagt: „Das wollen wir so.“ Sein FDP-Kollege Dieter Maurmaier hat es richtig eilig: „Sorgen wir dafür, dass es wirklich die Stadt für morgen und nicht erst für übermorgen wird.“

Eine Mehrheit im Gemeinderat ist dafür, sich mit den Projektbereichen Römerstraße/Poststraße und Eltinger Straße/Seestraße um Landeszuschüsse zu bewerben. Geht es nach dem OB „können dies ruhig auch 75 Prozent“ werden.