Im türkischen Kilis wird syrischen Kindern mit Unterstützung aus Deutschland geholfen.

Leonberg - Dann schickt sie doch zurück nach Syrien!“ Die kaltschnäuzige Reaktion eines bisherigen Großspenders aus Katar hat Heide und Eckart Matthias zutiefst erschreckt. Die Vorsitzende des ehemaligen Leonberger Vereins Schulmappe ist überzeugt: „Das wäre für die fast 220 syrischen Waisenkinder in dem Lager im türkischen Kilis der Tod.“

 

In Kilis leben mehr Syrer als Türken

Kilis liegt unmittelbar nördlich der Grenze zu Syrien und etwa 60 Kilometer von Aleppo. Viele Flüchtlinge konnten sich vor dem Bürgerkrieg retten und so leben dort bereits jetzt mehr Syrer als Türken. Unter den Zehntausenden sind auch viele Waisenkinder dort gestrandet. Das hat 2012 den Münchner Geschäftsmann syrischer Abstammung Mahmoud Dahi bewogen, aktiv zu werden. Mit eigenem Geld hat er 2012 begonnen, ein Lager mit 35 Zelten einzurichten, in dem 220 Kinder von 40 alleinstehenden Frauen betreut werden. Hier wurden sie mit Essen und Sonstigem versorgt und eine Heizung wurde aufgebaut.

„Etwa zwei Drittel der Kinder sind Waisen, ein Drittel hat nur noch eine Mutter“, weiß Heide Matthias, die schon einige Male vor Ort war. 2013 wurde in München der Verein „Spendahilfe“ gegründet, der bei der Finanzierung des Lagers hilft. Ende 2014 wurde das Lager auf Verfügung der türkischen Verwaltung mit Baggern abgerissen. „Die Bewohner sollten ins große Lager umziehen“, sagt Heide Matthias.

Daraufhin hat Mahmoud Dahi 2015 einige sehr einfache Häuser in der Gegend angemietet. Da wurden auch ein Kindergarten, eine Nähstube für die Frauen und eine Nachhilfeschule eingerichtet, denn die Kinder müssen die staatliche türkische Schule besuchen. In der Zeit ist auch ein Großspender aus Katar eingestiegen.

Der ehemalige Verein Schulmappe engagiert sich

Auch der ehemalige Verein Schulmappe von Heide Matthias ist in die Finanzierung des Projektes Kilis mit rund 15 000 Euro eingestiegen. Der Verein hatte in Leonberg vorwiegend außerschulische Förderangebote finanziert, sich aber wegen der Ganztagsschule aufgelöst. Mit dem Geld des Vereins wurde Notwendiges für das Waisenhaus in Kilis vor Ort eingekauft.

Nach den politischen Verwerfungen in der Golf-Region, weil Katar von seinen Nachbarn als Unterstützer und Finanzierer des Terrorismus beschuldigt wird, ist nun auch ein katarischer Großspender des Projektes Kilis abgesprungen. Heide Matthias: „Wir unterstützen das Waisenhaus weiterhin und wer sich informieren will, kann das tun unter www.spendahilfe.de.“