Der Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn lobt den Einsatz der Menschen in der Stadt – zum großen Zoff im Rathaus schweigt er auch am Altjahrabend.

Zwei Jahre hat es coronabedingt keinen Altjahrabend gegeben. Zudem haben die Turbulenzen im Rathaus dem kommunalpolitischen Jahresendspurt alles andere als das Attribut „harmonisch“ verliehen. Groß war also die Spannung auf die Ansprache des Oberbürgermeisters zum Jahreswechsel. Martin Georg Cohn nutzte die abendlichen Silvester-Auftritte auf dem Marktplatz und dem Eltinger Kirchplatz vor allem, um das ehrenamtliche Engagement der Menschen zu würdigen und an das Gemeinschaftsgefühl zu appellieren.

 

„Drei gute Ereignisse“ in diesem von Krisen geprägten Jahr hat der Oberbürgermeister in seiner Stadt ausgemacht: die enge Verbindung zu den Partnerstädten, den Tag des Ehrenamtes Anfang Dezember und das Adventsdörfle, das an den Vorweihnachtswochenenden festliche Stimmung auf den Marktplatz gebracht hatte.

Die Partnerschaften

Die Partnerschaften

45 Jahre währt nun schon die Partnerschaft mit der ostfranzösischen Stadt Belfort am Rande des Elsass. Für Cohn ist das ein Beleg für eine kontinuierliche Freundschaft mit engen Kontakten. Nicht minder gut sind die Drähte an die Adria. Im Sommer war eine Delegation aus der istrischen Touristenmetropole Rovinj in Leonberg. Sozusagen als Gastgeschenk erhielten die Kroaten ein hier ausgemustertes Löschfahrzeug, das während eines großes Feuerwehrfestes übergeben wurde. „So ein Verhältnis sucht seinesgleichen“, lobte der OB die enge Bindung.

Das Ehrenamt

Das Ehrenamt

Am 5. Dezember, dem Tag des Ehrenamts, hatte sich Martin Georg Cohn bei einem großen Empfang in der Stadthalle bei Vereinsvertretern aus der gesamten Stadt für deren großes Engagement bedankt: Es sei eine zentrale Säule für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Diesen Dank erneuerte der Rathauschef auch am Altjahrabend. Besonders würdigte er die Hilfe der Menschen für Flüchtlinge aus der Ukraine. Dass viele Leonbergerinnen und Leonberger Menschen aus den Kriegsgebieten aufnehmen, habe nicht nur einen humanitären Charakter. „Dadurch brauchen wir keine Sporthallen zu belegen“, erklärte der OB. „Unsere Kinder brauchen sie.“ Zu Notunterkünften umfunktionierte Hallen wären hingegen „ein Einschnitt in unsere Sportkultur“.

Das Adventsdörfle

Das Aventsdörfle

Bis vor wenigen Tagen standen mehrere hochwertige Holzhütten auf dem Marktplatz. Das Adventsdörfle war die kurzfristig geschaffene Alternative zum Nikolausmarkt, der immer am ersten Advent stattgefunden hatte. Im Gegensatz dazu hatte das Adventsdörfle an allen Wochenenden vor Heiligabend geöffnet. Die Resonanz war ausgesprochen positiv, viele Vereine machten nach eigenem Bekunden sehr gute Umsätze. Martin Georg Cohn bedankte sich ausdrücklich bei der Citymanagerin Nadja Reichert und Stefanie Schneider vom Marktamt, die das Adventsdörfle mit Unterstützung vieler anderer Rathausmitarbeiter auf die Beine gestellt hatten.

Die Kommunalpolitik

Die Kommunalpolitik

Der OB skizzierte zwar einige Schwerpunkte der Kommunalpolitik, sie stand aber nicht im Mittelpunkt der Altjahrabend-Ansprache. Cohn widersprach jenen Kritikern, die bei seinem innerstädtischem Umbau-Projekt „Stadt für morgen“ vor zu schnellen Schritten warnen: „Wir müssen unsere Stadt dem Klimawandel anpassen, das können wir nicht länger aufschieben.“ Der Rathaus-Chef sicherte weitere Wohngebiete und Kindergärten zu, „auch wenn es nicht immer so schnell geht, wie man sich das wünscht“. Ansiedlungen wie das großflächige Bosch-Entwicklungszentrum mit Campus in der Poststraße seien wichtig: „Prosperierende Städte wie Leonberg brauchen Global Player.“

Die Konfliktfelder

Die Konfliktfelder

Auf die Diskussionen und Schlagzeilen der vergangenen Wochen ging der Oberbürgermeister so gut wie gar nicht ein, den Konflikt mit seiner Stellvertreterin Josefa Schmid blendete er völlig aus.

Lediglich die Diskussion um die Erhöhung des Wasserpreises, die er im Gegensatz zur deutlichen Mehrheit des Gemeinderates abgelehnt hatte, sprach der Sozialdemokrat an: „Ich wollte die Preiserhöhung des Lieferanten (die Bodensee-Wasserversorgung) nicht komplett an die Verbraucher weitergeben. Ein Drittel hätte die Stadt übernehmen sollen. Deshalb habe ich dagegen gestimmt.“

Wohl in Anspielung auf die jüngsten Schlagzeilen um seinen Kauf eines Sportwagens der britischen Nobelmarke Aston Martin zitierte der OB die „Sokrates-Szene“des Kabarettisten Uli Böttcher: Wird eine Geschichte erzählt, so sagte demnach der griechische Philosoph, müsse sie durch drei Siebe laufen: jenes des Wahrheitsgehaltes, jenes der Sinnhaftigkeit und jenes der Notwendigkeit. „Erinnern wir uns im neuen Jahr daran“, gab Cohn dem Publikum mit auf den Weg in die Neujahrsnacht.