Erst kürzlich hat Veronika Kienzle alle Beteiligten und Betroffenen aus dem Kiez zu einem "runden Tisch" ins Rathaus geladen. Da saßen, wie sie berichtet, "alle beieinander: vom Baurechtsamt bis zur Polizei, von den Mietern bis zu den alteingesessenen Bordellbetreibern." Alle seien sich einig gewesen: Der Gemeinderat und die Stadtoberen müssen das politische Steuer herumwerfen, um das Leonhardsviertel zu retten. Und: die Animierbetriebe dürfen bleiben, aber in geordnetem Rahmen.

Thomas Zügel, der Chef des städtischen Liegenschaftsamtes, kennt die Probleme: "Ich saß mit an diesem runden Tisch", sagt der Amtsleiter, der dem Stadtkämmerer und Ersten Bürgermeister Michael Föll von der CDU untersteht. Und Zügel berichtet frank und frei: "Wir stehen im Rechtsstreit mit einem Stuttgarter, dem wir drei Häuser verkauft haben. Die Auflagen waren klar: keine Prostitution. Trotzdem hat sich der neue Besitzer nicht daran gehalten." Nun setzten der und seine Anwälte auf eine Hinhaltetaktik, denn pro Haus und Tag lasse sich im Schnitt ein Gewinn von tausend Euro und mehr erzielen.

Womöglich zeichnet sich ein Silberstreif für das Viertel ab


Thomas Zügel sagt auch: "Leider haben viele Hausbesitzer im Quartier die städtischen Zuschüsse zur Sanierung ihrer Gebäude, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen, gar nicht angefordert - deshalb haben wir 2009 das Programm geschlossen und in andere Stadtgebiete vergeben." Und dann schildert er noch dies: "In einem Fall haben wir ein Haus an eine Frau verkauft - später stellte sich heraus, dass sie als ,Strohfrau' für einen Mann fungiert hatte, den wir als Bordellbetreiber kennen."

Allerdings, so beteuert der Chef des Liegenschaftsamtes, zeichne sich womöglich ein Silberstreif für das Rotlichtviertel ab: "Nach der Sommerpause gehen wir mit einer Vorlage zur Zukunft des Züblin-Parkhauses in den Gemeinderat und seine Gremien." Die Kernfrage laute: "Reißt man das Parkhaus ab, lässt nur einen kleinen Teil und macht dort Wohnungsbau?" Die Firma Züblin habe zwar eine Option, das Parkhaus weiter zu betreiben - doch in dem Unternehmen gebe es durchaus die Bereitschaft, sich an einem Wohnprojekt aktiv und finanziell zu beteiligen.

Veronika Kienzle, die Bezirksvorsteherin, sieht darin einen Rettungsanker: "Wenn dort neue Wohnungen gebaut würden, wäre das eine Initialzündung für diesen Teil unser Innenstadt."