Nachdem das Projekt Gemeinschaftsschule im vergangenen Jahr gescheitert ist, startet die Lerchenrainchule nun ein Programm mit Kooperationspartnern aus Stuttgart. Langfristiges Ziel ist es zudem, eine „offene Bürgerschule“ zu werden.

S-Süd - Eigentlich wollte die Lerchenrainschule, eine Grund- und Werkrealschule, Gemeinschaftsschule werden. Dieses Projekt ist aber im vergangenen Jahr gescheitert, die Schickhardt-Realschule war schneller. Zwei Gemeinschaftsschulen im Bezirk lassen sich schwerlich durchsetzen.

 

Jetzt will die Lerchenrainschule ihr Modell der Grund- und Werkrealschule wieder zukunftsfähig machen. Denn die Werkrealschule gilt insgesamt als Auslaufmodell. Viele Eltern melden ihre Kinder lieber an einer Realschule an, auch wenn ihre Kinder keine Empfehlung dafür haben. Unter dem Motto „Die Lerchenrainschule macht sich auf den Weg. . .“ startet die Schule nun ein Programm mit Kooperationspartnern aus Stuttgart. Langfristiges Ziel ist es zudem, eine „offene Bürgerschule“ zu werden, sagt die Rektorin Dorothea Grübel. Sechs Schulen aus Baden-Württemberg nehmen an dem Projekt der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg teil, darunter die Elise-von-König-Schule in Stuttgart-Münster. Ende Februar wird laut Grübel in der Gesamtlehrerkonferenz darüber abgestimmt, danach in der Schulkonferenz.

Bürger können sich in der offenen Bürgerschule einbringen

Bei dem Netzwerkprojekt können sich Bürger aus dem Stadtbezirk über einen Bürgerbeirat mit ihrem Wissen, ihren Erfahrungen oder ihren Hobbys bei der Schule einbringen. „Das Gremium soll nicht nur aus Eltern bestehen“, betont Grübel. Schwerpunkt der Lerchenrainschule soll dabei sein, den Übergang von der Schule in den Beruf zu gewährleisten.

Unabhängig von dem Titel „Bürgerschule“ hat sich die Lerchenrainschule diese Woche bereits dran gemacht, ihrem Ziel, jedem Schüler einen Ausbildungsplatz zu gewährleisten, näherzukommen. Auftakt war eine Podiumsdiskussion mit Schülern der Klassen sieben bis zehn. Gäste waren Vertreter der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), von Porsche sowie Stefanie Allgöwer von Allgöwer Zahnmedizin und der Seniorpartner der Schule, Edwin Breuer.

Erster Kontakt zu Unternehmen bereits in der Schule

Berufe kennenlernen, perfekte Bewerbungen schreiben und sich in einem Betrieb richtig präsentieren – das sollen die Schüler von den Vertretern der Unternehmen aus erster Hand erfahren. Über den direkten Kontakt sollen die Schüler auch Chancen auf ein Praktikum bekommen, sagt der Konrektor Wolfgang Peter. Denn: „Es kommt nicht so auf die Noten an, wenn jemand schon einmal ein Praktikum bei uns gemacht hat und Einsatz gezeigt hat“, so Stefanie Allgöwer. Das bestätigt Stefan Stecher von der SSB. Ein Praktikum sei immer noch ein Türöffner. Allerdings seien die Noten nicht gleichgültig, räumt der Personalentwickler ein. Vor allem auf die Kopfnoten (Verhalten und Mitarbeit) werde geachtet. „Da haben wir eine Betriebsvereinbarung, dass die nicht schlechter als drei sein dürfen“, sagt Stecher, der selbst einmal Schüler der Lerchenrainschule war.

Genau auf solche Netzwerke möchte die Schule in Zukunft zurückgreifen, sagt der Konrektor Peter. Bewährte Kontakte zu pflegen und auszubauen, sei ein Teil der neuen Strategie. „Bisher ist das noch ein zartes Pflänzchen“, gesteht er.

Zur Öffnung nach außen gehört auch die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Seniorpartnern über das Projekt „Startklar“ der Stadt Stuttgart. Edwin Breuer ist Pate an der Lerchenrainschule. „Ich betreue die Schüler ganz individuell bei ihren Berufsplänen“, sagt er. Er nehme jeden Schüler an die Hand, schreibe mit den Betroffenen Lebensläufe, begleite sie beim Vorstellungsgespräch oder vermittle Praktika. Drei Schülerinnen hat er zum Beispiel schon bei Allgöwer Zahntechnik untergebracht, bestätigt Stefanie Allgöwer.

Schulen öffnen sich nach aussen

Offene Bürgerschule
Das Netzwerkprojekt der PH Ludwigsburg, entwickelt am Institut von Professor Martin Weingardt, besteht seit Oktober 2010. Inzwischen nehmen sechs Schulen aller Schularten aus Baden-Württember daran teil.

Schwerpunkt
Im Zentrum steht mehr Bürgerbeteiligung an Schulen. Bürger oder Lokalpolitiker können sich dabei in Form eines „Bürgerbeirats“ an den Schulen einbringen. Ziel des Gremiums ist eine bewusste Öffnung der Schule für externe Bildungspartner.

Leitgedanke
Das Konzept hat fünf Eckpunkte: Diese sind externes sowie individuelles Lernen, bewusste Aufnahme von „differenten“ Schülern, Lehrer investieren in die Verständigung und ein lokales, schulspezifisches Curriculum im Unterricht.