Um coronabedingte Defizite auszugleichen, fordert der Philologenverband vier zusätzliche Wochenstunden in allen weiterführenden Schulen. Der „eleganteste Weg“ für die Gymnasien wäre demnach vom kommenden Schuljahr von G8 wieder auf G9 umzustellen.

Stuttgart - Der Philologenverband fordert zur Aufarbeitung der Corona-bedingten Lernlücken vier zusätzliche Wochenstunden in allen weiterführenden Schulen über drei Jahre hinweg. „Die geplanten Lernbrücken in den Ferien reichen nicht, um die Defizite auszugleichen“, sagte Ralf Scholl, Chef des baden-württembergischen Verbands der Gymnasiallehrer, am Donnerstag der dpa in Stuttgart. Für Schülerinnen und Schüler in Haupt- und Realschulen würde das wohl einen Nachmittag in der Woche mehr bedeuten.

 

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Für die Gymnasien wäre der „eleganteste Weg“, vom kommenden Schuljahr von G8 wieder auf G9 umzustellen, sagte Scholl. So würde man ein „Corona-Aufholjahr“ gewinnen. „In G8 sind zusätzliche Stunden zum Ausgleich der Lerndefizite zeitlich nicht unterzubringen.“ Er verwies auf eine Online-Petition vom „Bündnis G9 jetzt“, die innerhalb von zwei Wochen über 12 500 Menschen unterstützt hätten. Für eine solche Umstellung wären nach Scholls Berechnung etwa 100 zusätzliche Deputate für Lehrerinnen und Lehrer notwendig.

Schwächen des achtjährigen Gymnasiums schon vor Corona

Der Verbandschef forderte die Grünen um Ministerpräsident Winfried Kretschmann sowie die anderen Parteien auf, diese Forderung bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen zu berücksichtigen. „Die Politik muss diesen berechtigten Wunsch vieler Schüler, Eltern und Lehrkräfteam Gymnasium endlich ernst nehmen und umsetzen. Schon vor Corona seien die Schwächen des achtjährigen Gymnasiums offensichtlich gewesen. „Stichworte sind hier die enorme Belastung vieler Schüler sowie die teilweise mangelhafte Studienreife von Abiturienten.“

Die große Mehrheit der über 370 Gymnasien im Land führen ihre Schülerinnen und Schüler in acht Jahren zum Abitur. Es gibt aber 43 Modellschulen im Land, die auch das G9 anbieten.