Früh wie nie startet jetzt rund um Stuttgart die Hauptlese – und die Wengerter sind richtig guter Dinge. Zwischenberichte einiger Weinmacher aus der Region.

Weinstadt - Es ist noch eher der kleinere Fuhrpark, der dieser Tage in Erwartung der ersten Erträge der Weinlese in der Region in den Rebhängen steht. Spätestens zur Wochenmitte haben die meisten Weingüter und Genossenschaften aber die Hauptlese gestartet, nachdem hie und da bereits seit knapp zwei Wochen Vorlesen für Sektgrundwein oder Neuen Wein im Gange sind.

 

Ganz entspannter Lesestart im Remstal

Er sei schlicht begeistert über das, was bisher in den Keller gekommen sei, sagt der Vorstandsvorsitzende der Remstalkellerei, Claus Mannschreck, beim Besuch an der Endersbacher Annahme-Kelter. Anfang der Woche haben die Weinbaugenossen mit der Lese für Neuen Wein begonnen. Und nicht nur die Öchslezahlen zum frühen Erntezeitpunkt und die Qualität des Leseguts lassen das Herz des Genossenschaftsvorstands höher schlagen, sondern auch die enorme Nachfrage nach Neuem Wein: „Wir werden von Anfragen gerade zu überrollt“, sagt Mannschreck. Ein Umstand, der auch den frischgebackenen Geschäftsführer der Remstalkellerei Peter Jung richtig freut. Sein erster Herbst in der neuen Funktion lasse sich hervorragend an: „Wir können das ganz entspannt angehen. Die Trauben sind in hervorragendem Zustand, wir haben absolut keinen Druck.“

Beim Weingut Aldinger in Fellbach hat die erste Leseetappe schon am 21. August begonnen. „So früh wie noch nie“, sagt der Junior Matthias Aldinger. Auch er ist mit dem Ergebnis der Ernte bisher mehr als zufrieden. Begonnen hatte sie mit der Sektgrundweinlese in Untertürkheim. „Für Sekt brauchen wir Trauben mit mehr Säure und weniger Zucker“, erklärt er.

Felix Graf Adelmann: Jedes Jahr was Neues im Wengert

Nicht nur im Remstal, auch im Bottwartal und in Richtung Unterland erklingen teils fast euphorische Stimmen aus den Weinbergen. Trotz der fortgeschrittenen Reife derTrauben sei seine Mannschaft zunächst noch betont langsam vorgegangen, sagt Felix Graf Adelmann zum Lesebeginn im eigenen Weingut in Kleinbottwar im Kreis Ludwigsburg. Durch die Trockenheit habe sich die Entwicklung im Wengert doch etwas gemächlicher gestaltet. Weißwein von Junganlagen sei zunächst geholt worden, allerdings auch eher zum Schutz diese Anlagen. Und der Muskateller für den hauseigenen Sekt, der sei schon hervorragend gewesen, bei Mostgewicht von 80 Grad Öchsle und einer richtig stimmigen Säure. Grauburgunder und Clevner seien jetzt dran und er werde besonders ein Auge auf den Riesling haben „damit die Säure schön erhalten bleibt“. Im Übrigen bestätige der bisherige Verlauf, dass es immer Neues gebe im Wengert. „Letzes Jahr Hagel und Frost, jetzt Hitze wie in der Sahara – irgendwas ist immer.“

„Wir geben richtig Gas“, sagt wiederum in Fellbach Johannes Bauerle, dessen Weinberge weitgehend auf Stuttgarter Gebiet liegen. Im Cannstatter Zuckerle habe er Spätburgunder mit 97 Grad Öchsle geholt, der Grauburgunder am Vogelberg sei komplett reif mit 97 Grad in den kleinen Kisten gelandet, die zum schonenden Transport im Wengert verwendet werden. Für den Lemberger erwartet er auch knappe 100 Grad an Mostgewicht. „Dort wo wir bewässert haben, sind die Trauben genial“, sagt Bauerle und freut sich schon mal auf einen besonders guten Jahrgang.