Viele Brücken sind in die Jahre gekommen. Der Stuttgarter Wissenschaftler Balthasar Novák stabilisiert die Bauwerke mit verblüffend einfachen Konstruktionen.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Es gibt Menschen, denen mulmig zumute ist, wenn sie über eine Brücke fahren. Doch dafür gebe es keinen Grund, versichert Balthasar Novák in seinem Vortrag „Fit für die Zukunft – Wie man Brücken sicher macht“. Denn die Bauwerke würden hierzulande alle drei Jahre überprüft, sagt der Bauingenieur und Professor am Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren der Uni Stuttgart.

 

Bei den Kontrollen vergeben die Experten Noten von 1,0 bis 4,0. Brücken, die mit 3,0 oder schlechter bewertet werden, müssen so schnell wie möglich repariert werden. Zudem kann in solchen Fällen die Zahl der Fahrspuren begrenzt werden – bis hin zur Vollsperrung. Allerdings hat sich der Notendurchschnitt in den vergangenen Jahren verschlechtert, wie Novák mit einer Grafik zeigt. Das liege auch daran, dass viele Brücken in Deutschland schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel haben. „Weil wir lange keinen Krieg hatten, konnten unsere Brücken in Ruhe altern“, sagt Novak. Und das sei doch eine gute Nachricht.

Enormes Verkehrswachstum

Der zweite Faktor sei das enorme Verkehrswachstum – vor allem im Bereich der schweren, häufig auch noch überladenen Lastwagen, von denen einzelne statt der erlaubten 40 auch schon mal 70 Tonnen auf die Waage bringen. Dass auch mehr Autos unterwegs sind, sei aus Sicht des Brückenbaus kein großes Problem, so Novák. Aufgrund des relativ geringen Gewichts sei ein Pkw für die Planer nur „ein Abstandshalter zwischen zwei Lastwagen“.

Angesichts von rund 120 000 Straßenbrücken in Deutschland ist die Instandhaltung eine nie endende Aufgabe. Und wenn es gar nicht anders geht, helfen nur noch Abriss und Neubau. Doch vorher haben die Brückenexperten heute viele Möglichkeiten, die Bauwerke zu stabilisieren und für höhere Belastungen zu ertüchtigen.

Pfiffige Konstruktionen

Dazu präsentiert Novák ein paar pfiffige Konstruktionen, mit denen er und seine Kollegen ältere Brücken fit für die nächsten Jahre gemacht haben. Die einfachste Lösung sind zusätzliche Spannkabel, die äußerlich angebracht werden können. Sie können die in die Jahre gekommenen Stahlbetonkonstruktionen wirkungsvoll unterstützen. In einem anderen Fall haben die Brückenexperten zusätzliche Stahlstreben angebracht. Das Problem, dass Stahl sich bei Kälte oder Wärme viel schneller zusammenzieht oder ausdehnt als Beton, haben sie dabei elegant gelöst: Dazwischen liegende Stahlfedern gleichen die Schwankungen aus. In einem anderen Fall erfüllt ein Hebel, an dem ein Gegengewicht hängt, denselben Zweck. Zusätzliche Sicherheit bringen auch Sensoren, die die Bewegungen von Brücken unter Last permanent überwachen und notfalls Alarm schlagen können.