Nicht immer ereilen uns positive Rückmeldungen von Lesern. Diese hier sind trotzdem irgendwie tierisch. Saumäßig gesprochen zumindest.

Stuttgart - Wie, bitte, sollen wir es denn verstehen, wenn ein mit der Berichterstattung unzufriedener Leser mit den Worten endet: „. . . mir würde das Angst machen, General Luftwaffenobergeschwader?“ (Frank P.) Doch lieber nicht nachts allein zum Auto laufen?

 

Leserbriefe wie dieser sind aus gutem Grund zuvor nicht auf den Briefeseiten erschienen. Aber zum Jahresende lassen wir uns nun gemäß guter alter Traditionen öffentlich „zur Sau“ machen. Schließlich bedeutet so ein Schwein auch Glück fürs neue Jahr, und davon kann man nie genug haben; ebenso wie weiterhin viele gute, lobende und inhaltlich saustarke Leserbriefe, die wir natürlich in der Mehrheit bekommen. Gelegentlich sind die auch mal mit einer gewissen Sauklaue geschrieben, aber dafür hat nun wirklich jeder Redakteur Verständnis.

Was die Redakteure nicht alles geheißen wurden und wohin die Leser sie schicken wollten – irgendwas mit Hölle war oft dabei. Mal wurde auch das baldige Ableben rhetorisch herbeigesehnt: . . . vielleicht erlebe der Redakteur den Wahltag ja nicht mehr. Überhaupt Bundestagswahl: Unter den unzufriedenen Leserbriefschreibern waren häufig solche, die der Redaktion, aber auch Politikern oder sogar der ganzen restlichen Welt, die Schuld an allem gaben, woran man halt so schuld sein kann: dass die AfD stark abgeschnitten hat („Wenn diesen abseitigen Radikalinskis medial weiterhin so viel Gewicht beigemessen wird, geht diese unsägliche Saat noch weiter auf.“ Michael B.), dass die Grünen überhaupt eine Stimme bekamen („. . . der linksgrün versiffte Populismus gibt tagtäglich seine widerlichen Ausdünstungen von sich.“ Nijuan und Rainer W. T.), dass zu viele Menschen gar nicht gewählt haben, („. . . wenn ich solche Aussagen lesen, dann wünsche ich mir, dass diese Art von Gutmenschen durch eine Splitterbombe zerfetzt werden.“ Frank W.).

Nicht nur tierisch, auch körperlich

Nicht nur tierisch ging es zu, sondern auch körperlich: „Ihr seht und hört nur einseitig. Ihr habt ein Ohr und ein Auge.“ (Mehmet C.) Immerhin. Unter den Blinden ist der Einäugige bekanntlich der König. Aber einer Kollegin wurde nicht mal das zugestanden: „Ihre Blindheit ist erbärmlich“, so der Vorwurf. (Marcus S.) Einem anderen Kollegen wurde geraten, sich anders zu kleiden, wenn er öffentlich auftritt – nämlich wohl am besten in einem Sack. Dann würde man sicher nicht auf diese Idee kommen: „Wählen Sie das nächste Mal etwas weniger eng sitzende Kleidung. Ich will nicht annehmen, dass Sie eine Testosteron-Dominanz-Haltung à la Putin und Co. beabsichtigten.“ (Juliane W.)

Am Ende vieler Tiraden wurde den Redakteuren stets das Nichtbeherrschen ihres Jobs vorgeworfen: „Damit sind Sie kein Journalist, sondern ein nicht länger duldbarer Zerstörer jeder journalistischen Unabhängigkeit oder Ehrauffassung – sozusagen das Trumpchen der Zeitung.“ (Engelbert R.) Und dabei hat der Kollege gar keine rotblonde Matte auf dem Haupt.

Nun haben Sie eine kleine Auswahl dessen lesen können, was Sie im Jahr 2017 nicht lesen konnten. Manchmal zählen dazu auch Zuschriften völlig harmlosen Inhalts, wie etwa eine zum Abbruch der Jamaika-Sondierungen, die auch die Journaille nicht beleidigte: „Aus persönlichen Gründen (Wahrung des häuslichen Friedens) bitte ich Sie, mein gestriges Schreiben nicht zu veröffentlichen.“ (Friedrich V.) Also da geht es uns ja noch saugut.

Noch ein paar Beispiele gefällig?

Dumm und hohl

„Ihre Redakteurin will um jeden Preis witzig sein, was ihr aber nicht gelingt. Ihre Ausführungen sind nur hohl, dumm, banal und peinlich, dazu völlig überflüssig.“ (Sylvia B.)

Ein Segen

„Man kann nur hoffen, dass im Zuge der Medienkrise solche Unternehmen wie Ihres verschwinden. Dies wäre für die Demokratie, Meinungsfreiheit, Wahlfreiheit, Deutungshoheit und für die Volksentscheide von großem Nutzen.“ (Thomas B.)

Systemschreiber

„Sie sind ein widerwärtiger, realitätsblinder Systemschreiberling. Ihre versteckte Aufforderung, die AfD nicht zu wählen, ruft in mir nur noch ohnmächtigen Hass hervor. Na ja, vielleicht erleben Sie den Wahltag ja nicht mehr. “ (Martin H.)

Testosteron

„Wählen Sie das nächste Mal etwas weniger eng sitzende Kleidung. Ich will nicht annehmen, dass Sie eine Testosteron-Dominanz-Haltung à la Putin und Co. beabsichtigten.“ (Juliane W.)

Täglich blöder

„Diese hohle, mitläuferische Dreckschmeißerei hat sich doch überlebt – diese selbst ernannten Moralkontrollettis von der Zeitung gehen dem Publikum doch nur auf den Geist. Es wird täglich primitiver und blöder.“ ( Klaus F.)

Schwätzer

„Könnte Herr B. nicht wenigstens in der Überschrift etwas Höflichkeit und Empathie zeigen? So ein dummes Geschwätz, so ein saudummes. Sie sind doch in den 80ern stehen geblieben, Sie Schwätzer.“ (Boris B.)

Fahr zur Hölle

„Du bist die Verkörperung dessen, was Trump als Fake News zu bezeichnen pflegt. Ist es Dummheit oder bodenlose Verkommenheit, die der Antrieb Deines bodenlosen Hasses sind? Wetten, dass Du bald zur Hölle fährst?!“ (Reinhard L.)

Drecksblatt

„Vor Freude könnte man spucken. Drecksblätter wie Ihres und unsere Politiker haben das herbeigeführt – für 2017 wünsche ich Euch die Pest an den Hals.“ (Rainer J.)