Mittendrin „Gesundheit“: Mehr als 100 Zuhörer haben sich am Montag bei der Veranstaltung von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten über das Thema Herzschwäche informiert. Dabei ging es nicht nur um klassische Symptome.
Wenn das Treppensteigen immer schwerer fällt oder der Spaziergang zunehmend erschöpft, dann ist Vorsicht geboten. In Deutschland leiden vier Millionen Menschen an Herzschwäche. Ein Leiden, das jeden treffen kann. Wie sich eine Herzinsuffizienz erkennen lässt und welche Therapien helfen, darüber haben im Rahmen der Veranstaltungsreihe Mittendrin „Gesundheit“ jetzt zwei Herzspezialisten aufgeklärt.
Der Veranstaltungssaal der Architektenkammer in der Danneckerstraße in Stuttgart ist am Montagabend voll besetzt. Gut 100 Abonnenten der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten wollten das Podiumsgespräch mit Raffi Bekeredjian, Chefarzt der Kardiologie und Angiologie am Robert-Bosch-Krankenhaus, und Gunter Kerst vom Klinikum Stuttgart, Ärztlicher Direktor des Zentrums für Angeborene Herzfehler Stuttgart, verfolgen und Fragen stellen. Die ehrenamtliche Beauftragte der Deutschen Herzstiftung Julia Schubert, die selbst an einer Herzschwäche leidet, ergänzte die Expertise der beiden Fachärzte.
Teil einer Kampagne der Deutschen Herzstiftung
Der Gesprächsabend unter dem Titel „Wenn das Herz schwächelt“ war zugleich Teil der bundesweiten Kampagne der Deutschen Herzstiftung zum Thema Herzschwäche. Dass diese Kampagne nottut, belegen auch die Zahlen, denn rund 40 000 Menschen sterben jährlich an den Folgen einer Herzinsuffizienz.
Eine der wichtigsten Fragen, die die Moderatorin Regine Warth, Redakteurin für den Bereich Wissen und Gesundheit, gleich zu Anfang stellt, ist die nach den klassischen Symptomen: „Dazu gehört vor allem die Atemnot“, erklärte Raffi Bekeredjian. „Auf der Basis einer Durchblutungsstörung können auch Druckgefühle auf der Brust entstehen.“ Bei einer fortgeschrittenen Herzschwäche kämen Wassereinlagerungen hinzu, zudem könnten Herzrhythmusstörungen als Begleiterscheinung auftreten, sagt der Kardiologe des Robert-Bosch-Krankenhauses, das diese Woche den 40. Jahrestag seiner Herzchirurgie feiert.
Vielfältige Therapiemöglichkeiten
Begünstigt werden könne die Herzschwäche neben genetischen Prädispositionen oder Herzklappenerkrankungen unter anderem durch Bluthochdruck. Die Therapiemöglichkeiten bei einer Herzschwäche seien indes vielfältig, betonte Bekeredjian. Große Fortschritte habe die Medizin sowohl bei der Medikation als auch bei kausalen Therapieformen wie Katheter- oder Bypassoperationen gemacht. Auch Schrittmacher könnten die Herzkraft verbessern. „Und wir wissen heute, dass Sport gut ist“, betont der Arzt.
Gunter Kerst unterstreicht, dass fünf von 1000 neugeborenen Kindern mit einem schwereren Herzfehler auf die Welt kommen. Diese komplexen Herzfehler seien im weiteren Verlauf häufig mit Herzinsuffizienz verbunden. „Heute gelingt es uns aber, über 90 Prozent dieser Kinder mit einer guten Lebensqualität ins Erwachsenenalter zu führen.“ Herzzentren begleiten solche Patienten im Idealfall lebenslang. Dass Menschen mit Herzschwäche häufig Probleme im Berufsleben haben, bestätigt nicht nur Gunter Kerst: „Das ist ein wunder Punkt und wird von der Gesellschaft nicht gut gelöst“, kritisiert der Arzt. Von einem Menschen mit Herzschwäche, so betont auch Julia Schubert, werde beispielsweise am Arbeitsplatz dieselbe Leistung erwartet wie von einem gesunden Mitarbeiter.
Als Betroffene rät Julia Schubert generell jedem Patienten, sich selbst über die Krankheit intensiv zu informieren, um gemeinsam mit dem Arzt schwierige Entscheidungen fällen zu können.
Bundesweite Herzwochen
Aktion
Die Deutsche Herzstiftung veranstaltet jedes Jahr im November ihre bundesweiten Herzwochen, in denen sie über bestimmte Herzerkrankungen informiert. Thema in diesem Jahr: die Herzschwäche. Ziel der gemeinnützigen Stiftung ist, dass möglichst viele Menschen die Warnzeichen, mit denen sich die Herzschwäche bemerkbar macht, erkennen und wissen, wie man entgegenwirken kann.
Infomaterial
Neben diversen Podcasts von Spezialisten und Veranstaltungshinweisen gibt es auch eine Übersicht über alle Informationsmaterialien, die kostenfrei bei der Herzstiftung angefordert werden können: www.herzstiftung.de/herzwochen.