Der StZ-Weinkolumnist Holger Gayer stellt einen Cabernet Mitos vor, der all seine Muskeln spielen lässt. Und das sind viele.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Manchmal ist das Leben wie eine Lawine: Ein einzelnes Ereignis löst das nächste aus, das wiederum vom dritten abgelöst wird - und man selbst sitzt staunend dabei und betrachtet das Ganze vom Ehrenplatz des Betroffenen aus. Mir geht es zum Beispiel so, dass ich viel Auto fahre und mich dabei in der Regel korrekt verhalte. Werde ich aber einmal geblitzt, kann ich mit Sicherheit sagen, dass sich der Vorgang alsbald wiederholt - als hätte irgendjemand Murphys Gesetz zur Anwendung gebracht.

 

In der Privatkellerei der Familie Hirsch in Leingarten hat man hingegen Grund zum Feiern. Erstens ist die Tochter Nina zur Württembergischen Weinkönigin gewählt worden, was ihr viele repräsentative Termine beschert und dem Betrieb, aus dem sie stammt, einen royalen Glanz verleiht. Zweitens haben die Wengerter aus dem Unterland nun auch eine vinologische Krönung im Programm. Der 2008er Cabernet Mitos aus dem Hause Hirsch hat den Deutschen Rotweinpreis in der Kategorie Neuzüchtungen gewonnen - und das vollkommen zurecht. Dieser Wein war 30 Monate im Barrique und gehört nicht nur deswegen zum Kräftigsten, was ich bis jetzt in Deutschland probiert habe: hundert Prozent Gerbstoff, hundert Prozent dunkle Früchte, deren Aroma durch einen Restzuckergehalt von gut sieben Gramm verstärkt werden. Das ist ein Wein, der nach Wildbret lechzt, um sich an dem dunklen Fleisch samt Dörrpflaumen abzuarbeiten.

Das Urteil der StZ-Weinrunde
Kathrin Haasis: Für diesen Wein braucht man wirklich Unterstützung, ein Fleisch dazu muss sein. Die ersten paar Schlucke sind durchaus beeindruckend. Aber auf Dauer alleine getrunken merkt man, dass er von allem etwas zu viel des Guten hat.

Harald Beck: Wein ist ja eigentlich zum Trinken da. Bei diesem Cabernet Mitos steht aber ganz klar die Geschmackswucht samt Gerbstofffülle im Vordergrund. Der deftige Genuss funktioniert nur zusammen mit etwas ähnlich kräftigem Essbaren.

2008er Cabernet Mitos, 16,50 Euro, Privatkellerei Hirsch, Leingarten, Telefon 0 71 31/40 16 82, www.HirschWeine.de

Nächste Woche: Kathrin Haasis über einen Bordeaux des Grafen Neipperg.