Der Italienisch-Kurs des Göppinger Freihof-Gymnasiums will Einiges mehr als nur die Sprache lernen. An diesem Donnerstag wird „Ein Morgen vor Lampedusa“ aufgeführt.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Auch wenn die Flüchtlinge auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa so regelmäßig ankommen wie die Wellen, brechen sich Betroffenheit und Empörung in Deutschland meist nur dann Bahn, wenn sich in der Ferne menschliche Tragödien ereignen. Die Elftklässler des Göppinger Freihof-Gymnasiums, die sich in ihrem Italienisch-Kurs bereits auf das Abitur im kommenden Jahr vorbereiten, wollten es bei diesen Schlaglichtern allerdings nicht bewenden lassen und haben sich deshalb eines Projekts angenommen, das weit über das schiere Lernen von Vokablen und Grammatik hinausgeht.

 

Sie haben sich die szenische Lesung „Ein Morgen vor Lampedusa“ von Antonio Umberto Riccò mit der Musik von Francesco Impastato vorgenommen, in der eine der schlimmsten Flüchtlingskatastrophen der vergangenen Jahre geschildert wird. Im Oktober 2013 kamen dabei 368 Menschen ums Leben, als vor der Insel ein hoffnungslos überladener Kutter gesunken ist.

Das Thema Flucht ist Lern- und Unterrichtsstoff

Der Verein Lampedusa Hannover hat vor dem Hintergrund dieses Unglücks Text, Bild und Ton zusammengefügt und stellt das Material im Paket interessierten Einrichtungen zur Verfügung, so auch dem Freihof-Gymnasium. An diesem Donnerstag wird nun die Lesung zunächst der Schüler- und Lehrerschaft sowie am Abend, von 19 Uhr an in der Schulmensa, der Öffentlichkeit näher gebracht.

Für Lorenz Manthey, den Italienischlehrer der Klasse, gehören die Themen Ein- und Auswanderung inhaltlich ohnehin zum Lernstoff. „Partire o restare – Gehen oder Bleiben“, so laute sogar ein Abi-Thema, sagt Manthey. Zudem verweist er darauf, dass das Freihof-Gymnasium ja seit drei Jahren den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ führe: „Da passt dieser Beitrag natürlich gut ins Bild.“

Die Schülerinnen und Schüler des Kurses, die die Fremdsprache seit der achten Klasse lernen, sehen das ähnlich: „Wir haben über das Thema Flucht im Unterricht immer wieder gesprochen, weil dieses speziell auf den italienischen Inseln stets präsent ist“, erklärt Selina Scavello. So habe man sich letztlich auch dazu entschlossen, die Lesung vorzubereiten, erst auf italienisch und nun auf deutsch, fügt sie hinzu.

Weitere Informationen zur Seenotrettung

Dass einem die „Geschichte schon sehr nahekommt“, führt ihr Klassenkamerad Marius Stenzel auf die die Art und Weise zurück, in der „Ein Morgen vor Lampedusa“ gemacht worden ist. „Dass nicht nur die Flüchtlinge erzählen, sondern dass auch die Inselbewohner erzählen, die Retter und einige Touristen von dem Tag, aber ebenso über die Behinderungen durch die Behörden, durch die Gesetze und die Gerichte, das packt einen schon“, betont er.

Gerade über Letzteres gibt es, direkt im Anschluss an die Lesung, sicher noch weitere Informationen. Zu einer Gesprächsrunde kommt Mattes Szodrak vom Verein Sea-Watch ins Freihof-Gymnasium.