Und noch einmal „Faust“: Àlex Ollé von La Fura dels Baus inszeniert Arrigo Boitos Oper „Mefistofele“ als letzte Premiere der Spielzeit im Stuttgarter Großen Haus

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Wie immer ist Faust der letzte in der Firma. Lange nachdem die Mitarbeiter am Programm der Menschenoptimierung an den anderen kaltgiftgrünen Tischen die Sezierbestecke weggelegt haben, brütet er noch an seinem Laptop vor sich hin – ein personifizierter Seufzer im Laborkittel: „Habe nun, ach…“, scheint er zu denken. Derweil schraubt sich beim Vorspiel im Himmel von Arrigo Boitos Oper „Mefistofele“ (in Stuttgart in der revidierten Fassung von 1875) unter Gottespreisgesängen chromatisch die Handlungsgrundlage heraus: Mit monströsem Aufwand (zwei Harfen, Riesenschlagzeug, Chor, Kinderchor und Bühnenmusik) wird eine Wette vorbereitet, mit der Mefistofele, der Teufel also, dem müden Wissenschaftler noch einmal ein bisschen Lust und Lebenskick besorgen will. Resultativ braucht es dazu, im Mixlibretto nach Johann Wolfgang von Goethes „Faust I“ und „Faust II“ die doppelte Walpurgisnacht – eine auf dem Brocken, eine in Griechenland –, eine tote Margarete, sowie am Ende einen Faust, dem auch kein Arzt mehr helfen kann, wiewohl die Figur sich bis zum Schluss eine Vision erhält: „Augenblick, verweile doch, du bist so schön!“ Das ist, selbst für Opernverhältnisse, heavy, harter Stoff.