Trotz aller Sicherheitsdiskussionen und steigender Bierpreise merken die Festwirte keinen Rückgang bei der Zahl der Reservierungen: Sie stocken sogar die Zahl der Plätze in den Zelten auf.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Ein Wort fällt bei der Pressekonferenz zur am Freitag anstehenden Waseneröffnung wieder und wieder: das vom friedlichen Volksfest. Der Reihe nach sagten das Andreas Kroll, der Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, Linda Brandl als Vertreterin des Landesverbandes der Schausteller und Marktkaufleute sowie Werner Klauss, der Sprecher der Festwirte. In Abwandlungen kam dieser Wunsch in nahezu allen Beiträgen auf dem Podium vor.

 

So sprach Thomas Engelhardt, der Leiter des Cannstatter Polizeireviers, davon, dass seine Kollegen und er die „Fröhlichkeit und Leichtigkeit des Festbetriebs“ gewährleisten wollen. Die Sicherheit ist eines der beherrschenden Themen. Dennoch: Die Zeichen stehen nicht auf Alarm.

Andreas Kroll betont, dass man in Stuttgart in diesem Sommer bereits mehrere Großveranstaltungen, Weindorf, Christopher Street Day und Sommerfest, ruhig und sicher über die Bühne gebracht habe, und so soll es auch beim Wasen sein. „Wir haben das Personal an manchen Tagen im Vergleich zu bisher sogar verdoppelt“, sagt der Revierleiter. Eine konkrete Bedrohungslage für Stuttgart gebe es nach wie vor nicht, die Sicherheitsbehörden berufen sich auf die allgemein hohe Terrorwarnstufe in Deutschland.

Rucksäcke und Taschen sind auf dem Gelände nicht verboten, in manchen Zelten aber schon

Die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen haben für die Festbesucher konkret zwei Auswirkungen: Sie dürfen zwar Rucksäcke und Taschen mit aufs Gelände bringen – ein Verbot wie in München will man in Stuttgart nicht – , Polizei und Veranstalter raten jedoch, auf große Gepäckstücke zu verzichten. Außerdem wird vermehrt an den Eingängen kontrolliert, was zu Verzögerungen beim Weg auf das Gelände führen kann.

Mehrere Festwirte haben für ihre Zelte ein Rucksack- und Taschenverbot verhängt. Darauf reagiert die in.Stuttgart: Dort, wo sonst vor allem Helme von Motorradfahrern während des Wasens aufbewahrt wurden, können Besucher auch Taschen abgeben. Die Gepäckaufbewahrung befindet sich in einem Container bei der Wasenwache.

Wirte richten mehr Sitzplätze ein: Insgesamt sind es 35 000

Sicher fühlen sollen sich auf dem Wasen wieder 3,5 bis vier Millionen Besucher – mit dieser Anzahl rechnen die Veranstalter. Die Zahl der Sitzplätze sei erhöht worden, mit den Biergärten zusammen komme das Volksfest in diesem Jahr auf 35 000 Sitzplätze, kündigte der Festwirt Werner Klauss an.

Noch mehr Zahlen hat Wulf Wager vom Cannstatter Volksfestverein parat. 13 Gruppen aus Bayern kündigt er an, die sich in diesem Jahr zum ersten Mal beim Umzug am Sonntag beteiligen. „Bayern zu Gast in Baden-Württemberg“ laute das Thema dieses Abschnitts im Umzug. Die Teilnehmerzahl sei begrenzt, daher habe man wieder mehr als 50 Gruppen absagen müssen.

Volksfestverein sucht Sponsoren für das Jubiläumsjahr 2018

Und dennoch sucht der Volksfestverein Leute, allerdings in erster Linie als Sponsoren. Der Verein stecke bereits in den Vorbereitungen für das Jubiläumsfest in zwei Jahren, den 200. Geburtstag des Volksfestes. Man wolle etwa zehn historische Festwagen bauen, dafür werden solvente Unterstützer gebraucht. 3000 bis 4000 Euro sollten diese dafür übrig haben.

Schon zwei Jahre zuvor setzen die Veranstalter zusammen mit den Kirchen ein Zeichen der Rückbesinnung auf die Wurzeln des Festes: Am Samstag, 24. September, dem Tag des Traditionsmorgens, beginnt der Wasen mit einem ökumenischen Morgengruß bei der Fruchtsäule. Damit soll an den Charakter des Erntedankfestes erinnert werden, des Ursprungs des Festes.

Der Bierpreis schreckt die Gäste offenbar nicht ab

Eines hat sich in all den Jahren auf jeden Fall verändert. Der Bierpreis ist in die Höhe gegangen. Zum ersten Mal ist in diesem Herbst die Zehn-Euro-Marke gerissen worden, zwischen 9,90 und 10,20 Euro bezahlen die Gäste für den Maßkrug. Der Festwirt Werner Klauss, bei dem der Gerstensaft mehr als zehn Euro kostet, begründet das mit den gestiegenen Preisen der Waren. Die Maß bei ihm im Zelt sei damit aber „immer noch deutlich günstiger als in München“.

Offenbar hat der Bierpreis keine abschreckende Wirkung: Die Wirte würden bei den Reservierungen steigende Zahlen verzeichnen. Wie den Wirten, die sich über den Zuspruch nicht beklagen können, gehe es auch der Veranstaltungsgesellschaft, sagte Marcus Christen, der Abteilungsleiter der städtischen Veranstaltungsgesellschaft: Die Zahl der Bewerber für Stände auf dem Cannstatter Wasen nehme ebenfalls weiterhin zu. Man könne auf dem Wasen „die besten und sichersten Fahrgeschäfte der Welt“ erleben, fügte dem Mark Roschmann, der Vorsitzende des Schaustellerverbands, hinzu.