Die EnBW hat das Atomkraftwerk Neckarwestheim am Donnerstag wieder hochgefahren. Bis April soll es Strom produzieren. Doch die Menge sinkt von Tag zu Tag.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Seit Donnerstag produziert das Atomkraftwerk Neckarwestheim 2 nach einer knapp dreiwöchigen Pause wieder Strom. Die EnBW hatte für den sogenannten Streckbetrieb bis 15. April die Brennstäbe neu angeordnet. Wie viel Strom erzeugt der Meiler bis zur endgültigen Abschaltung noch?

 

Die EnBW spricht von „bis zu 1,7 Milliarden Kilowattstunden“ und bekräftigte diesen Wert am Donnerstag. Das entspricht ungefähr dem Stromverbrauch von zehn Tagen in Baden-Württemberg. Insgesamt wurden im Südwesten zuletzt pro Woche zwischen 700 Millionen und 1,2 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt.

Wie viel Strom erzeugt Neckarwestheim?

Kurz vor der Abschaltung an Silvester betrug der Anteil von Neckarwestheim 2 an der Stromproduktion im Land noch ein Viertel. Doch die Stromproduktion nimmt im Streckbetrieb immer mehr ab – um etwa 0,5 Prozent pro Tag. Das zeigt das Diagramm zur Stromerzeugung in Neckarwestheim.

Nach dem Hochfahren wird die Reaktorleistung laut einem EnBW-Sprecher stufenweise steigen und „bis in wenigen Tagen“ ungefähr auf dem Niveau von Ende Dezember liegen – so die Prognose der EnBW, die auch schon in einem Eckpunktepapier des Bundeswirtschaftsministeriums vom September 2022 enthalten ist. Bis Mitte April sinke die Stromerzeugung dann „auf etwa 55 Prozent der Leistung“. Mehr sei „aufgrund des bereits reduzierten Energiegehalts der Brennelemente nicht mehr möglich“.

Der Streckbetrieb werde für die Versorgungssicherheit „einen wichtigen Beitrag leisten“, heißt es in einer Mitteilung der EnBW. Denkbar ist, dass bis April seltener für viel Geld Strom aus dem Ausland importiert werden muss– das war vergangenen Sonntag nötig geworden. Allerdings schreibt das Bundeswirtschaftsministerium, dass „auch bei einer Nutzung der drei verbleibenden Kernkraftwerke deutliche Eingriffe in den Kraftwerkspark nötig bleiben, um die Netzsicherheit zu gewährleisten“.

Wer zahlt?

Den Reaktor für den „Streckbetrieb“ bis Mitte April fit zu machen, war aufwendig. Die EnBW berichtet von 200 externen Fachkräften, die dafür engagiert wurden. „Der Staat übernimmt keine Kosten für diesen Streckbetrieb“, heißt es in einer Mitteilung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die EnBW bestätigte, dass sie die Kosten trägt, machte zur Höhe aber auch auf Nachfrage keine Angaben.

Falls für die EnBW Vertragsstrafen wegen des verzögerten, eigentlich bereits für Anfang Januar geplanten Rückbaus von Neckarwestheim anfallen, sollen diese aus den Verkäufen des bis Mitte April erzeugten Stroms gedeckt werden. Nur wenn die damit erzielten Gewinne nicht reichen, sollen die Betreiber laut Eckpunktepapier des Wirtschaftsministeriums vom Bund einen Verlustausgleich erhalten.