Seit Gründung der USA ist es Brauch, dass sich der Wahlverlierer mit der Niederlage abfindet. Im dritten und letzten TV-Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump deutet der US-Republikaner an, möglicherweise mit dieser Tradition zu brechen.

Washington - Vielleicht war das der Satz, der Donald Trumps Traum von der US-Präsidentschaft zerplatzen lässt? Am Ende der dritten TV-Debatte gegen seine Konkurrentin Hillary Clinton wollte der Kandidat der US-Republikaner am Mittwochabend noch nicht einmal zusagen, dass er das Ergebnis der Wahl in weniger als drei Wochen akzeptieren wird. „Das sage ich ihnen, wenn es soweit ist“, saget der New Yorker Bauunternehmer: „Ich will die Spannung aufrecht erhalten.“ Der Kandidatin der Demokraten entfuhr zur Reaktion der Satz „Das ist ja entsetzlich.“

 

Wenig kann die Amerikaner in einem Wahlkampf so aufbringen wie die Ankündigung, dass sich ein Präsidentschaftsbewerber womöglich nicht an die Tradition halten wird. Seit Gründung der USA ist es Brauch, dass sich der Wahlverlierer mit der Niederlage abfindet. Erstmals könnte es in diesem Jahr anders sein.

Trumps Äußerung war gewissermaßen die logische Fortsetzung eines Kurses, den der Populist eingeschlagen hat. Seit Tagen schon erklärte der Immobilienmilliardär bei jeder Kundgebung im Land, dass gewaltiger Wahlbetrug bevorstehe, dass ihm die Wahl zum Präsidenten gestohlen werde. Trump machte dafür die Demokraten von Hillary Clinton und die Medien verantwortlich. Belege für diese Behauptung legte er allerdings bislang nicht vor. Doch unter seinen Anhängern wächst die Wut. Bei einzelnen Veranstaltungen wurde von einzelnen Trump-Fans schon von „Bürgerkrieg“ gesprochen, der möglicherweise im Falle einer Wahlniederlage ausbrechen werde.

Erst sachlich, dann Schlammschlacht

Für die Kandidaten der zwei großen US-Parteien war das dritte TV-Duell, das in der Glückspielstadt Las Vegas ausgetragen wird, die letzte Gelegenheit, sich und ihre Politik vor einem Millionenpublikum zu verkaufen. Trump, darin waren sich die Experten einig, hatte es nötiger als Clinton, die Debatte für sich zu entscheiden. In den Umfragen liegt er deutlich hinter der Ex-Außenministerin zurück. Die Demokraten rechnen sich inzwischen sogar Chancen, erz-republikanische Bundesstaaten zu gewinnen. Der Grund für das Schwächeln Trumps sind die Vorwürfe von neun Frauen, die ihm sexuellen Missbrauch vorwerfen. Trump dementiert entschieden.

Schon vor der Debatte war klar, dass für ein Trump ein Sieg im Rededuell wichtiger seine würde als für Clinton. Der Populist kann sich zwar auf seine Anhängerschaft verlassen, muss aber, um Präsident zu werden, die unentschiedenen Wählerinnen und Wähler auf seine Seite ziehen. Geht es nach der ersten Blitzumfrage, die eine Stunde nach Ende der Debatte vom TV-Sender CNN veröffentlicht wurde, dann ist das Projekt Wählerwerbung für Trump gründlich schief gegangen. 52 Prozent der Befragten kürten Hillary Clinton zur Siegerin. Für Donald Trump sprachen sich nur 39 Prozent aus.

Dabei hatte das TV-Duell für Trump gut begonnen. Er blieb ruhig und reagierte nicht auf erste Provokationen Clintons. Inhaltlich erfuhren die Wählerinnen und Wähler zwar nichts Neues von den Kandidaten, doch es war eine Änderung im Gesprächsstil zu entdecken.

Nach etwa einer halben Stunde war es damit aber vorbei, und eine Schlammschlacht begann. Clinton, die diszipliniert und souverän wirkte, stichelte ein ums andere Mal gegen Trump, der - wie schon in den zwei Debatten zuvor - jeden Köder annahm und zunehmend gereizt reagierte. Als ihm Clinton vorhielt, ein Steuerartist zu sein, sagte er mit leiser Stimme: „Das ist eine gemeine Frau.“

Clinton hat mit Glaubwürdigkeitsproblem zu kämpfen

Es gelingt Trump während der 90-minütigen Debatte nicht, die Probleme, mit denen Clinton zu kämpfen hat, für sich auszunutzen. Die Enthüllungsplattform Wikileaks verschickt gehackte E-Mails aus dem Clinton-Lager. Daraus geht hervor, dass die ehemalige Obama-Ministerin in bislang unter Verschluss gehaltenen Reden vor Bankern der Wall Street ganz anders gesprochen hat als bei öffentlichen Auftritten. Auch soll das Außenministerium mit der US-Bundespolizei FBI gemauschelt haben, um sie aus der Affäre zu ziehen, weil sie dienstliche E-Mails über einen privaten Server laufen ließ.

Diese Vorwürfe haben zu dem Glaubwürdigkeitsproblem beigetragen, mit dem Clinton in der Wählerschaft zu kämpfen hat. Ihre Werte, wenn es um Vertrauenswürdigkeit geht, sind bei Umfragen regelmäßig nicht sehr viel besser als jene Trumps. Sie gilt als abgehobene Vertreterin einer starren politischen Klasse, die in Washington lebt und keine Ahnung von den Verhältnissen der einfachen Menschen hat.

Trump spricht das alles an, überzieht aber nach Ansicht von Experten. An einer Stelle sagt er, man hätte die Kandidatur Clintons wegen ihrer kriminellen Vergangenheit verbieten müssen. In seiner Anhängerschaft, die ähnlicher Meinung ist, sorgt Trump mit solchen Äußerungen regelmäßig für Jubel. Die Anziehungskraft solcher Attacken auf unentschiedene Wähler ist allerdings nach übereinstimmender Meinung von journalistischen und wissenschaftlichen Beobachtern relativ gering.

Und dann noch Trumps Satz, dass er nicht sagen will, ob er den Ausgang der Wahl akzeptieren werde. Das könnte noch mehr Wählerinnen und Wähler abschrecken. Für Trump wird es jedenfalls sehr eng.