Bei der 15. Auflage des „Leuchtenden Weinbergs“ in Weinstadt lassen sich Tausende Besucher die Stimmung durch den Regen nicht vermiesen und genießen Lichtspektakel, Musik und Wein in vollen Zügen. Hier einige Bilder von der Veranstaltung.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Angela Scollo hat die Anfahrt aus Wernau nach Weinstadt nicht bereut: „Den Regen hier habe ich nicht bestellt, klar. Aber trotzdem: Das ist ein Mega-Event – toll, was sich die Veranstalter alles ausgedacht haben!“, sagt die junge Frau. „Sowas kenne ich sonst nur aus Italien.“ Gemeinsam mit ihrer Freundin schlendert Scollo entlang der Weinreben über Beutelsbach, während ein halbes Dutzend bunt beleuchteter Meeresbewohner in Übergröße über ihren Köpfen schweben. Der Rochen, die Quallen, der Delfin, Fische und die drei Tiefseetaucher sind an diesem Abend beliebte Fotoobjekte.

 

Lichtkünstler aus Prag

„Zum Glück ist es nicht sehr windig, und der Regen hält sich immer wieder in Grenzen, sonst müssten die Lichtkünstler aus Prag ihre Objekte aus Segeltuch wieder einpacken“, sagt Jochen Beglau, der Leiter des Kulturamts in Weinstadt, der auch zuständig fürs Stadtmarketing ist. „Ich bin positiv angetan, dass schon so früh so viele Besucher da sind.“ Tatsächlich haben sich die Wege auf der Beutelsbacher Höhe bereits am frühen Abend, lange vor der Dämmerung und bevor das eigentliche Lichtspektakel beginnt, gut mit Besuchern gefüllt. Mit vollen oder mittlerweile leer getrunkenen Gläsern Riesling, Spätburgunder, Chardonnay und Co. genießen sie das Programm und preisen die Handwerkskunst der örtlichen Winzer.

„Im Remstal ist immer was geboten“

Ein Quartett aus Günzburg und Aalen ist angereist, amüsiert sich nach Bekunden wieder einmal bestens und nippt am randvoll eingeschenkten Viertelesglas. „Eigentlich trinke ich am liebsten Pfälzer, aber der Riesling hier ist echt lecker.“ Dass es regnet, stört die Viererbande nicht. „Es sind vielleicht weniger Leute da als im letzten Jahr, aber die Stimmung ist genauso gut.“ Ins Remstal kommen die zwei Paare öfter: „Hier ist es immer cool, hier wird immer etwas geboten.“

Dass auch der Leuchtende Weinberg einiges bietet und seinen Reiz behält, ist das Bestreben von Beglau, seinem Team und den Weinstädter Wengertern. Mit dem ersten Fest vor 18 Jahren, als es nur fünf Stände gab, mit ein paar Kerzen und bengalischen Fackeln, hat das Weinfest nur noch wenig gemein. Es gibt mittlerweile dreimal so viele Stände, Bühnen mit Musik und Showeinlagen sowie Künstler, die zwischen den Ständen für Unterhaltung sorgen. „Der Großteil der Künstler wechselt von Jahr zu Jahr, damit es für die Besucher spannend bleibt“, erklärt Beglau. Elementarer Bestandteil ist neben den farbig beleuchteten Weinbergen auch das große Feuerwerk, das dieses Jahr vorverlegt wurde und leider gegen den Regen anzukämpfen hatte.

Veranstaltung kostet knapp 200 00 Euro

Gewachsen ist über die Jahre zunächst auch die Zahl der Besucher. „2017 hatten wir ein Maximum erreicht, mit 16 000 Besuchern hier oben, da kam es in Beutelsbach danach zu einem Verkehrsinfarkt“, erzählt Beglau. Daraufhin habe man ein Sicherheits- und Verkehrskonzept erarbeitet; mit mehr Ordnungskräften, mehreren Parkplätzen, kostenlosem Shuttlebus, kostenloser Anfahrt für Ticketbesitzer mit dem VVS und mehr. Gestiegen seien auch die Nettokosten für die Veranstaltung. Laut Beglau von 185 000 Euro im Vorjahr auf knapp 200 000 in diesem Jahr. Die Zahl der Besucher ist seit mehreren Jahren auf maximal 10 000 zahlende Gäste beschränkt worden. Kinder bis zwölf haben freien Eintritt. „Damit haben wir auf dem Gelände hier nicht mehr als 12 000 Personen und können auch im Fall eines Unwetters gut mit den Mengen umgehen.“

Meteorologischer Sonderservice

Tatsächlich musste das Fest 2019 bereits um 20 Uhr wegen Sturm und Blitzen abgebrochen werden, als eine Gewitterzelle vom Schurwald kommend noch eine Extrarunde über Beutelsbach drehen musste, erzählt Beglau. Seit diesem Jahr vertrauen die Organisatoren auch auf den besonderen meteorologischen Service eines Unternehmens, das ihnen stündlich oder bei Bedarf auch öfter kleinräumige Wettervorhersagen meldet. Den Regen hält auch das nicht auf, aber wenn wieder mal ein Sturm naht, könnte man rechtzeitig evakuieren.

Am Samstag war das glücklicherweise nicht nötig, wenngleich die Besucher und Besucherinnen ordentlich nass wurden. Doch, ob mit Schirm oder ohne; bis tief in die Nacht wurde gesungen, getanzt und gelacht – jedenfalls ließ sich kaum einer die Freude über die eindrucksvolle Veranstaltung an diesem Abend von einem schlecht gelaunten Wettergott verderben.