Im Prießnitzweg ist in rund zehn Monaten dringend benötigter Wohnraum für Mitarbeiter des Klinikum Stuttgart entstanden. Die SWSG hat auf eine Modulbauweise gesetzt. Das Thema Nachhaltigkeit spielte eine tragende Rolle.

Im vergangenen Oktober wurde die Grundsteinlegung auf dem Baufeld am Krankenhaus Bad Cannstatt feierlich begangen, seit Kurzem ziehen nun die Mieter ein. Durch die Holzmodulbauweise – Leitungen und Böden waren schon verlegt sowie Küche und Bad eingebaut – sind die Arbeiten nach weniger als zehn Monaten abgeschlossen und 157 Apartments und Wohnungen fertiggestellt worden. Sie sind den Mitarbeitern des Klinikum Stuttgart vorbehalten. Im zweiten Bauabschnitt, der noch in diesem Herbst beginnt, sind weitere 173 Wohneinheiten in drei Gebäuden geplant, die bis Ende 2023 fertiggestellt werden sollen.

 

Energieüberschuss aus regenerativen Quellen

„Um den Anforderungen für dringend benötigten und zugleich nachhaltigen Wohnraum gerecht zu werden und dabei dem Anspruch bezahlbarer Mitarbeiterwohnungen nachzukommen, haben wir am Prießnitzweg neue Wege beschritten“, verkündet Samir M. Sidgi, Geschäftsführer der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG), vollmundig. Es sei eine Antwort auf „die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit“. Das neue „Energie-Plus-Quartier“ werde durch die Energieeffizienzklasse 40 Plus im Jahresmittel einen Energieüberschuss aus regenerativen Quellen erzeugen. Laut der städtischen Tochtergesellschaft wird dabei auf Sole-Wasser-Wärmepumpen, Photovoltaikmodule und Solar-Hybridkollektoren gesetzt. Zudem sei ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung zur Optimierung des Heizbedarfs integriert.

Jan Steffen Jürgensen, Vorstand des Klinikums Stuttgart, lobt sein Unternehmen als Arbeitgeber in höchsten Tönen. Unter anderem aufgrund guter Bezahlung, überdurchschnittlicher Besetzung und des tollen Teams sei es für Pflegekräfte attraktiv. Zugleich betont er aber, dass das Thema Wohnen in der Landeshauptstadt schwierig bleibt. „Mit den zusätzlichen Wohnungen können wir sehr attraktive Pakete schnüren und unseren Wachstumskurs in der Pflege weiter fortsetzen.“

Umstrittener Abriss

Im Herbst 2017 sind die rund 50 Jahre alten Personalwohnungen von der Stadt an die SWSG verkauft worden. Unumstritten waren die Abriss- und Neubaupläne nicht. Damals stand die Frage im Raum, wo die Bewohner unterkommen. Eine Reinigungskraft des Krankenhauses Bad Cannstatt bangte sogar um Obdach. Es sei damals mit jedem Mieter gesprochen und jeweils eine individuelle Lösung besprochen worden, betont Klinikumssprecher Stefan Möbius. „Viele nutzen die modernen Apartments. Es gibt aber immer auch Fluktuation unter den 8000 Beschäftigten. Jedes Jahr kommen circa 800 neue Kolleginnen und Kollegen dazu, andere gehen in den Ruhestand oder verändern sich.“ Neben Pflegekräften würden unter anderem auch Auszubildende, Hebammenschülerinnen, Reinigungskräfte und Erzieherinnen der Betriebskitas dort unterkommen.

Mieter mit geringem Einkommen bevorzugt

Bei der Vergabe der Wohnungen würden Klinikumsmitarbeiter mit geringem oder mittlerem Einkommen bevorzugt. „Die Mieten sind subventioniert. Die Preise liegen unterhalb des vergleichsweise hohen Stuttgarter Niveaus, aber oberhalb der Mieten der qualitativ schäbigen alten Wohnheime“, so Möbius. Das Wohnen habe sich für Pflegekräfte um etwa 120 Euro im Monat verteuert. „Die Wohnqualität in den Neubauten ist deutlich gestiegen. Statt wie zuvor kleine Zimmer mit Gemeinschaftsbädern gibt es jetzt moderne Apartments, Wohnungen, Wohngemeinschaften und Zimmer mit Bad, Küche, Dachterrassen und sicheren Fahrradstellplätzen.“ Die Grundrisse seien sehr durchdacht und würden den Raum auch in kleineren Apartments gut ausnutzen. „Durch den Plusenergiestandard mit Photovoltaik und Geothermie sowie gegenüber den abgerissenen Wohnheimen extrem verbesserter Dämmung haben wir auch sehr positive Auswirkungen auf die Betriebskosten, was angesichts der turbulenten Entwicklung der Energiepreise sehr vorteilhaft ist.“