„Es ist eine fantastische Situation“, entfährt es der Kreisvorsitzenden Gabriele Reich-Gutjahr als sie die ersten Zahlen hört, „es ist das erste Mal, dass wir im Land zweimal in Folge zweistellig sind.“

Stuttgart - So schnell wird aus einem italienischen Ristorante in der Stadtmitte ein Fußball-Stadion – zumindest was die Stimmung betrifft. Denn als im „Santa Lucia“ die ersten Zahlen via TV einschlagen, erheben sich viele Mitglieder der Kreis-FDP von ihren Stühlen zu Beifallsstürmen.

 

Auch die prozentualen Differenzen zwischen ZDF und ARD, wo den Liberalen etwas weniger Stimmen zugesprochen werden, trüben die Stimmung nicht. „Es ist eine fantastische Situation“, entfährt es der Kreisvorsitzenden Gabriele Reich-Gutjahr, „es ist das erste Mal, dass wir im Land zweimal in Folge zweistellig sind.“ Für Judith Skudelny (Wahlkreis Stuttgart I) bedeutet das, dass sie ihren Sitz im kommenden Bundestag sicher hat. Ihr Mitstreiter Timur Lutfullin (II) muss indes bis zuletzt bangen, ob er es mit Listenplatz 20 in den nächsten Bundestag schafft.

Anekdote aus den 80ern

Anders ausgedrückt: „Entweder fliege ich morgen mit der Sechs-Uhr-Maschine nach Berlin oder mit meiner Familie in den Urlaub.“ Mit dem Realismus eines Juristen war ihm jedoch klar, dass es sehr, sehr knapp werde. Soll heißen, dass er in dieser Woche wohl eher in den Süden fliegt und am 1. Oktober seine neue Stelle als Richter am Landgericht Stuttgart antritt. Unabhängig vom Ergebnis war er jedoch stolz auf seine Leistung sowie die seiner Partei: „Bei den Zweitstimmen haben wir in Relation zu früheren Wahlen besser abgeschnitten.“ Vielleicht sogar so gut, dass es am Ende doch noch für ein Mandat reicht, wie FDP-Urgestein Armin Serwani meinte, als er eine Wahlanekdote aus den 1980ern zum Besten gab: „Damals habe ich Ingrid Walz um halb drei in der Früh angerufen und ihr gesagt, dass sie doch noch in den Bundestag gewählt wurde.“

Reich-Gutjahr ist „total happy“

So oder so. Für Reich-Gutjahr ist an diesem Abend klar: „Wir sind total happy. Das ist eine Abwahl von Rot-Rot-Grün.“ Mit anderen Worten: „Die FDP will in einer Regierung der Mitte mitregieren.“ Und dabei wünschen sich fast alle Christian Lindner als neuen Finanzminister.