Auch Obdachlose müssen für ihre Unterkunft etwas bezahlen.

Leonberg - Ein Fall, in dem die Aktion „Lichtblicke“ am Dienstag um Hilfe gebeten hatte, hat bereits ein gutes Ende gefunden – dank dem Leonberger Optikerfachmann Werner Zerweck. Er hatte am Vormittag bei der Leonberger Kreiszeitung angerufen und gesagt, er übernehme die Kosten für die Brille, die eine 71-Jährige benötigt, aber nicht bezahlen kann. Es sind Fälle wie dieser, die zeigen, wie über „Lichtblicke“ schnell und unbürokratisch geholfen werden kann. Und Werner Zerweck ist nicht zum ersten Mal aktiv geworden.

 

Wer glaubt, dass in einer Region, die händeringend nach Fachkräften sucht, Jugendliche einen problemlosen Start ins Berufsleben haben, muss sich nur mit Jürgen Rein von den Sozialen Diensten unterhalten, um eines Besseren belehrt zu werden.

Da ist etwa der Fall eines 19-Jährigen, mit dem sich Rein gegenwärtig beschäftigt. Seit früher Kindheit ist der junge Mann über die Jugendhilfe in einem Heim aufgewachsen. Aus eigenem Willen hat er schon lange jeden Kontakt zu den Eltern abgebrochen. Der 19-Jährige hat einen guten Hauptschulabschluss gemacht und ist mit 18 aus dem Heim ausgezogen, obwohl er hier noch bis zu seinem 21. Geburtstag Betreuung hätte erfahren können.

Antrag versäumt

Unterkunft hat der Mann in einer Obdachlosen-Wohngemeinschaft der Stadt gefunden, weil nichts Bezahlbares auf dem freien Markt zu finden war. Im Herbst hat der 19-Jährige eine Ausbildungsstelle in einer Bäckerei im Altkreis angenommen und ist mit Ernst bei der Sache. „Weil er gewohnt ist, selbst Entscheidungen zu treffen und alles aus eigener Kraft zu stemmen, lässt er sich nicht gern beraten“, weiß Abteilungsleiter Rein.

Was nicht immer von Vorteil ist. Denn dadurch habe er versäumt, bei der Agentur für Arbeit einen Antrag auf Beihilfe zur Berufsausbildung zu stellen. So sind Mietschulden entstanden, denn selbst in einer Obdachlosenunterkunft muss eine Nutzungsentschädigung bezahlt werden. „Wir haben den Antrag noch durchbekommen und der junge Mann ist auf einem guten Weg“, freut sich Jürgen Rein. „Lichtblicke“ will nun helfen, dass der 19-Jährige nicht mit Schulden ins Berufsleben startet.