Weil sich der inzwischen wegen Untreue verurteilte Ex-Kämmerer auch aus der Kasse der sozialen Einrichtung bedient hatte, muss die Institution laut dem Bürgermeister Ferdinand Rentschler „sehr wahrscheinlich“ aufgelöst werden.

Lichtenwald - Eigentlich hätte man annehmen können, mit der Verurteilung ihres diebischen Ex-Kämmerers im vergangenen Mai sei das dunkle Kapitel in der Geschichte der Gemeinde Lichtenwald abgeschlossen worden. Doch weit gefehlt. Der örtliche Krankenpflegeverein steht nun vor dem Aus, weil sich der heute 64-Jährige, der mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe wegen Untreue in besonders schwerem Fall davongekommen war, auch aus dessen Kasse bedient hatte und damit die soziale Institution laut dem Bürgermeister Ferdinand Rentschler (CDU) um ihr Vermögen gebracht hat. Der Rathauschef, der der stellvertretende Vorsitzende des Krankenpflegevereins ist, hält es für „sehr wahrscheinlich“, dass der Verein deshalb aufgelöst werden muss.

 

Auf dem Vereinskonto ist „so gut wie nichts mehr“

Wie hoch der von dem verurteilten Betrüger verursachte Schaden für den Förderverein für Krankenpflege und soziale Dienste – so die offizielle Bezeichnung – tatsächlich ist, lasse sich letztlich wohl nicht mehr genau klären sagt Ferdinand Rentschler. Fakt sei jedoch, dass der ehemalige Kämmerer in seiner damaligen zusätzlichen Funktion als Schatzmeister des Vereins wohl bis zu 200 000 Euro von dessen Konto abgezweigt hat – diese Summe war auch in der Verhandlung vor dem Amtsgericht Esslingen am 8. Mai vergangenen Jahres von einem Kripobeamten im Zeugenstand benannt worden.

Inzwischen befinde sich auf dem Vereinskonto nur noch ein Betrag „von 4000 bis 6000 Euro“, sagt Rentschler. Das sei „so gut wie nichts mehr“. Wie hoch der Stand tatsächlich einmal war, lasse sich nicht mehr nachvollziehen. Die entsprechenden Unterlagen seien seinerzeit vom später verurteilten Kämmerer und Vereinsschatzmeister verwahrt worden. Sie seien nicht mehr vorhanden. Er erinnere sich lediglich an eine Mitgliederversammlung im November 2016, bei der von einem Guthaben von rund 107 000 Euro die Rede gewesen sei, erklärt der Bürgermeister. Seinerzeit sei angedacht gewesen, mit diesem Geld einen halböffentlichen Raum als Begegnungsstätte im geplanten Pflegeheim im Lichtenwalder Ortsteil Thomashardt einzurichten. Da der Verein nun nicht mehr in der Lage sei diese „tolle Idee“ zu finanzieren, sei sie gescheitert.

Beim verurteilten Kämmerer ist „nichts zu holen“

Dass der Krankenpflegeverein auch nur einen Euro des verlorenen Geldes wieder erhält, sei „mehr als unwahrscheinlich“, sagt Rentschler. Beim ehemaligen Finanzchef der Gemeinde sei „offenbar nichts zu holen“. Dieser hatte schon im Gerichtssaal berichtet, nahezu mittellos zu sein. Seinen Beamtenstatus und damit seine Pensionsansprüche hatte er damals schon verloren, und zudem hatte er bereits ein notarielles Schuldeingeständnis mit einer sogenannten Zwangsvollstreckungsunterwerfung unterschrieben.

Im Prozess kam auf den Tisch, dass der ehemalige Kämmerer im Zeitraum von August 2012 bis zum Mai 2017 insgesamt rund 274 000 Euro in sieben Tranchen zwischen 9600 und 97 000 Euro von der Gemeindekasse abgezweigt und in die eigene Tasche gesteckt hatte. Unter anderem finanzierte er damit seine Spielsucht. Das Konto des Krankenpflegevereins benutzte er zu Verschleierungszwecken als Zwischenstation, womit er aber dessen Vermögen nahezu komplett verbrauchte.

Es ist freilich nur die Spitze des Eisbergs, die zur Anklage gekommen war. Denn der Mann, der fast 40 Jahre bei der Gemeinde arbeitete – mehr als 30 davon als Leiter der Kämmerei –, hatte sich offenbar schon seit 2006 an öffentlichen Geldern bereichert. Doch die dabei unter anderem veruntreuten rund 103 000 Euro waren bereits verjährt.