Am Samstag leuchtet der Himmel beim Lichterfest auf dem Killesberg. Die Show wird vom mehrfachen Pyrotechnik-Weltmeister Joachim Berner inszeniert – er ist der Lionel Messi unter den Pyrotechnikern.

Stuttgart - Eigentlich hätte aus Joachim Berner ein braver Mechaniker werden können. Doch dann kam ihm die Lehre bei Daimler dazwischen. Dort lernte er einen anderen Lehrling kennen, dessen Vater eine Feuerwerksfabrik besaß. Dabei merkte Joachim Berner, dass ihn Raketen und bengalische Feuer mehr faszinieren als Kotflügel und Einspritzpumpen.

 

Mehr als 30 Jahre später sitzt Joachim Berner im Schatten des Turms im Killesbergpark und bereitet das Musikfeuerwerk vor, das am Samstag tausende von Besuchern in Staunen versetzen soll. Die Voraussetzungen dafür sind gut: Berner ist nicht irgendein Pyrotechniker – er gehört zu den besten Feuerwerksexperten weltweit: Bei der International Fireworks Competition in Montreal wurde er mehrfach mit dem Weltmeistertitel ausgezeichnet.

Mehr als 3500 Feuerwerkskörper

Bis zum Lichterfest bleibt der von Jörg Schlaich konzipierte Turm im Höhenpark Sperrgebiet – Joachim Berner und seine Mitarbeiter bringen rund 2800 Abschussrohre rund um den Turm an, aus denen 3550 Feuerwerkskörper abgefeuert werden sollen – wenn alles so funktioniert, wie geplant. Der 53-Jährige lächelt, er verspürt keine Nervosität, obwohl am Samstag alles auf den Punkt passen muss, wenn er gemeinsam mit Licht- und Tontechnikern, mit Feuerwehrleuten und Sicherheitspersonal an seinem Regiepult steht und das Programm für das Musikfeuerwerk startet.

Seine Feuershow bedingt den Einsatz von Hightech, sie hat nichts gemein mit Silvesterknallerei oder einem privaten Feuerwerk bei einer Feier. Am Computer entwickelt Joachim Berner die Choreografie seiner Feuerwerke, dabei passt er die Pyrotechnik sekundengenau auf den Einsatz der Musiktitel an. Für das Lichterfest ist er mehr als 60 Stunden am Rechner gesessen, er nutzte dabei eine spezielle Software für Pyrotechnikprofis – am Samstagabend muss alles synchron ablaufen und Berner darauf hoffen, dass niemand im Publikum ist, der das Kabel durchtrennt. „Das ist auch schon vorgekommen, die Show ist aber dennoch gelaufen.“

Pyrotechnik aus dem Hubschrauber abgeschossen

Joachim Berner bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Das Lichterfest ist für den Schwaben ein Heimspiel, seine spektakulärsten Einsätze hatte er im Ausland. Dubai, Macao, Tokio oder Shanghai – der aus Ehningen stammende Feuerwerksspezialist ist mit seinen Shows rund um den Globus getourt. Vor sechs Jahren hat er die Pyrotechnikspektakel neu erfunden – und dabei mit der Regel gebrochen, dass ein Feuerwerk vom Boden aus in die Luft steigt. Berner und seine Mitarbeiter entwickelten einen Hubschrauber, den sie so ausstatteten, dass man vom Helikopter aus ein Feuerwerk abschießen kann. Nachdem die Behörden überprüft hatten, dass der Hubschrauber sicher ist, konnte Berner erstmals ein Feuerwerk von oben nach unten schießen. Das erste Feuerwerk aus der Luft.

In Stuttgart kommt der Helikopter nicht zum Einsatz. Joachim Berner will bei seiner Show den Turm im Killesbergpark zum Star des Abends machen. „Die Pyrotechnik soll den Turm hervorheben, ich setze geometrische und dreidimensionale Effekte ein.“ Joachim Berner hält nicht viel davon, gegenständliche Bilder wie Palmen oder Smileys in den Himmel zu malen – seine Show setzt auf Farbeffekte und Stimmungen. Was die Zuschauer in ihr entdecken, bleibt ihrer Fantasie überlassen.