Claus Wollenschläger setzt in seinen Ludwigsburger Kinos eine ganze Reihe von Sparmaßnahmen um. Die drei Säle werden erst kurz vor Filmbeginn aufgemacht, die Außenwerbung bleibt ab 21 Uhr aus.

Erst die Besuchereinbrüche durch die Coronapandemie, jetzt die Kostenexplosion. Der Kinobranche geht es schlecht. Die staatlichen Überbrückungshilfen sind ausgelaufen, ob die Kinobetreiber aus dem Fonds Neustart Kultur noch einmal finanzielle Unterstützung erhalten, stehe noch in den Sternen, sagt Claus Wollenschläger.

 

Die Familie Nagel-Wollenschläger macht seit vier Generationen Kino in Ludwigsburg. Seit 30 Jahren ist der heute 56-Jährige der Chef der Central- und der Union-Kinos. Wobei letztere seit Beginn der Coronapandemie geschlossen sind.

Aktuell liegt die Auslastung in seinen drei Kinos bei gerade mal zehn Prozent. Das sind halb so viel wie vor Corona. Wollenschlägers Statistik zählt für das vergangene Wochenende 34 Vorstellungen in drei Kinos mit knapp 1000 Besuchern. „Pro Tag kamen im Schnitt 287 Besucher in drei Kinosäle. Es könnten aber 2488 pro Tag kommen“, rechnet Wollenschläger vor.

Keine Nachmittagsvorstellung

Der Ludwigsburger Kinobetreiber reagiert auf die ausbleibenden Besucher. Kommende Woche wird es beispielsweise keine Nachmittagsvorstellungen geben. „Da kommt eh keiner“, sagt der 56-Jährige. Und er reagiert auf die steigenden Kosten. Auch mit der Gaspreisbremse rechnet Wollenschläger mit allein 20 000 Euro Mehrkosten im Jahr. Dazu kommen steigende Preise für Strom ebenso wie für Getränke oder für den Zucker, den das Team zum Herstellen von Popcorn braucht. „Der kostet inzwischen das Doppelte“, so Wollenschläger.

An den Gast durchreichen kann er die Preissteigerungen nicht. Die letzte Eintrittserhöhung gab es in den Ludwigsburger Kinos im Juni 2021. „Da haben wir zwischen 50 Cent und einem Euro angehoben.“ Wer sich Mitte Dezember den Film Avatar anschauen möchte, von dem sich der Kinobetreiber viel erhofft, muss als Erwachsener 14,50 Euro bezahlen.

Zurück zum Popcorn. Das wird inzwischen am Tag mit Solarstrom aus der eigenen PV-Anlage produziert. Eine Maßnahme aus einem ganzen Paket an Energieeinsparungen, die Ludwigsburger Kinobetreiber umsetzt. Im Schulterschluss mit Kollegen. Denn bereits im Juli haben sich die deutschen Kinos laut einer Umfrage des Dachverbands HDF Kino 1 dazu entschlossen, das Thema Energiesparen in ihrer energie-intensiven Branche voranzutreiben.

Kürzere Außenbeleuchtung

„Früher haben wir die Leute 30 oder 45 Minuten vor Filmstart in den Saal gelassen. Heute sind es maximal 15 Minuten. So können wir das Licht länger auslassen und sparen Energie“, sagt Wollenschläger. Aus bleibt auch die Außenbeleuchtung nach 21 Uhr. Das minimiert zwar den Werbeeffekt, aber gemerkt habe es noch niemand. „Zumindest hat mich keiner drauf angesprochen.“

In den Sälen liegt die Raumtemperatur bei 21 Grad, in den Büros bleiben die Heizung sogar ganz aus. Ebenso im Vorführraum – dort wird die Abluft des Projektors als Wärmequelle genutzt. Und Gefriertruhen, Kühlschränke sowie Wärmetheken, die nicht gebraucht werden, bleiben auch ausgeschaltet.

Unterm Strich ist Claus Wollenschläger überzeugt: Nicht nur große Maßnahmen, sondern auch kleinere Einsparpotenziale, wie zum Beispiel die Reduzierung des Verbrauchs bei kleineren Geräten, machen schon einen Unterschied.