Flirten ist im Job nicht verboten, aber Paare sollten ihre Beziehung  zurückhaltend gestalten.

Der Wunsch nach Liebe und Zuneigung macht vor Bürotüren nicht Halt. Und oft wird er erfüllt. Etwa einer von zehn Angestellten lernt seinen Partner im beruflichen Kontext kennen. Doch auch das stimmt: Nirgendwo wird so viel Gefühlskontrolle verlangt wie im Berufsalltag. "In der Arbeitswelt spielen informelle Regeln und Strukturen eine große Rolle", sagt Susanne Rausch, Karriereberaterin in Berlin. Deshalb sollte man sich auf der persönlichen Ebene im Job eher etwas zurückhalten. "Zu starke Versuche, auch privat Kontakt zu haben, können als ,Anbiederungsversuche" oder gar ,Anmache" missinterpretiert werden."

Nicht zuletzt wegen der vielfältigen Beziehungen, die sich bei gemeinsamen Projekten und im tagtäglichen Umgang miteinander ergeben, hat die Arbeitswelt - vor allem für Berufseinsteiger - aber auch ihre menschlichen Reize. Dass solche professionellen Kontakte mit Kollegen, Kunden oder gar Vorgesetzten enger werden können, ist grundsätzlich nicht verboten. Ulrike Clasen, Personal-Managerin und Coach aus Aarau in der Schweiz, hält das sogar für eine ganz natürliche Sache. "Ja, der Arbeitsplatz ist ein Ort, wo ich Freunde finden kann oder auch einen Lebenspartner", sagt sie, "Wenn man so viele Stunden wie im Job zusammen ist, hat man schließlich die Chance, sich gut kennenzulernen."

Paare, die sich als Kollegen begegnet sind und ernsthaft binden, haben eine sehr gute Prognose, sagt Clasen. "Man weiß, wie der andere bei einer schlechten Nachricht oder bei Misserfolg reagiert. Und man bekommt tagtäglich mit, wie er mit Kollegen oder Kunden umgeht. Zudem kann man genau beobachten, was das ,Objekt der Begierde" tatsächlich ,drauf hat" - ob er oder sie eine gute Partie abgibt oder bloß ein(e) Blender(in) ist", so Clasen. Weil sie ihre Gefühle hinter den Aufgaben eines langen Arbeitstages sehr gut tarnen können, haben beide Seiten viel Zeit, ihre Erwartungen und Wünsche abzuklären. Die Beziehung kann sich langsam aufbauen.