Richtig Schlussmachen geht vielleicht gar nicht – aber man kann es so gut wie eben möglich machen. Der Stuttgarter Paartherapeut Oliverio Lombardi erklärt, wie man mit Verletzungen umgeht, wann eine Trennung nicht mehr vermeidbar ist und wie ehrlich man sein sollte.
Warum man sich lieber früher als später trennen sollte und Schlussmachen per WhatsApp gar nicht so schlimm ist, erklärt Diplompsychologe und Paartherapeut Oliviero Lombard im Interview mit Stadtkind.
Gibt es eine faire und gute Art, mit jemandem Schluss zu machen?
Richtig Schluss machen geht vielleicht gar nicht – aber „richtiger“ geht es auf jeden Fall. Wenn man mit einem Menschen zusammen war, hat man ihn wohl wertgeschätzt, daher sollte man sich auch im Falle einer Trennung korrekt und menschlich verhalten. Doch das schaffen viele nicht – zum einen, weil sie es selber nicht hinkriegen, loszusagen, zum anderen, weil Menschen dann Schluss machen, wenn sie sich im Streit befinden und von daher angespannt sind.
Aus unserer Serie: Wann ist eine Beziehung eine gute Beziehung?
Richtig Schluss machen sollte man nach dem Motto: „Ich bin okay, du bist okay.“ Das bedeutet, dass man einerseits ein freier Mensch und andererseits jeder für sich selbst verantwortlich ist – und sich eben auch gegen eine Beziehung entscheiden darf.
Welche Rolle spielen dabei die Gründe für die Trennung?
Die Gründe für eine Trennung können vielschichtig sein – ob man sich in jemanden Neues verliebt oder sich schlicht auseinandergelebt hat – trotzdem ist es genau genommen keine Abwertung des Partners oder der Partnerin, wenn gleich dies oft so empfunden wird. Im Besonderen dann, wenn man ein geringes Selbstbewusstsein hat, empfindet man das Schlussmachen durch die Partner:in als persönlichen Affront.
Man hört immer wieder, dass sich Menschen auch per WhatsApp trennen. Was sagen Sie als Paartherapeut dazu?
Per SMS oder WhatsApp Schluss zu machen, ist im Grunde nicht sehr wertschätzend, denn man erfasst einen Menschen über Medien nie in seiner Gesamtheit. Wir leben aber in einer digitalen Zeit, in der auch viele Beziehungsanbahnungen bereits über soziale Medien zustande kommen.
Aus unserer Serie: Woran „Freundschaft plus“ oft scheitert
So sitzen Paare beispielsweise in der gleichen Wohnung und kommunizieren über WhatsApp. Obwohl ich es nicht für die beste Art halte, kann man eine Beziehung so beenden, wenn man diese Form der Kommunikation gewohnt ist. Es ist auch einfacher Schluss zu machen, wenn man dem anderen dabei nicht ins Gesicht blicken muss, nicht bequatscht wird und auch die Reaktionen des anderen nicht wahrnehmen muss.
Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Trennung?
Oft ist es der Fall, dass man beziehungstechnisch ein "totes Pferd" reitet. Man müht sich ab und realisiert nicht, dass man besser absteigen beziehungsweise Schluss machen sollte. So klammern sich Menschen oft an Beziehungen, die tatsächlich kein Fundament mehr haben. Zum Beispiel man trennt sich nur nicht, weil man Angst hat, allein zu sein oder sein Scheitern nicht einsehen will. In der Regel ist das Festhalten eher destruktiv, weil man sich öfter streitet und die Frustration größer wird. Zieht man eine Trennung immer länger hinaus, überschattet diese Zeit die schönen Jahre.
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Verkürzt gesagt, sollte man Schluss machen, wenn es vorbei ist. Das heißt nicht, dass man leichtfertig handeln sollte. Vielleicht hilft eine Paartherapie oder man schaut aktiv, ob man die Probleme überwinden kann. Ist das nicht der Fall, sollte man der Realität ins Auge blicken und sich trennen. Für viele ist das schwierig und sie suchen sich Exitstrategien wie zum Beispiel eine Affäre. Dabei wäre es eine Form der Wertschätzung eine klare Position zu beziehen und ehrlich zu sein.
Viele wollen nach einer Trennung Freunde bleiben - ist das realistisch?
Nach einem angemessenen Zeitraum kann man darüber nachdenken, ob man mit dem oder der Ex-Partner:in befreundet sein möchte. Eine gute Paarbeziehung hat verschiedene Ebenen – natürlich auch eine vertraute und freundschaftliche Ebene. Warum sollte man auch das beenden, wenn der Rest nicht mehr klappt?
Aus unserer Serie: Warum gehen wir fremd?
Ist nur das Sexuelle ein Problem, sollte man einen klaren Schlussstrich ziehen und dann unter Umständen die Freundschaft aufrechterhalten. Wenn beide sich im Klaren sind, kann das funktionieren. Will nur ein Partner die Trennung und der andere bittet um die Option zur Freundschaft, kann es zu Verwicklungen kommen, da sich der Part in Wahrheit eine Liebesbeziehung wünscht. Besser ist es, sich eine Weile nicht zu treffen und zu warten, bis sich alles geregelt hat und beide stabil sind.
Was sollte man tun, wenn der oder die Partner:in sich nicht trennen will?
Wenn ein Teil die Trennung nicht akzeptiert, empfehle ich, klar und konsequent zu bleiben und den anderen in seiner Verantwortung zu belassen. Man sollte sich nicht aus Mitleid oder Sorge wieder mit dem Partner einlassen, weil es wieder zu Problemen führen wird.
Folgt man nicht seinem eigenen Herzen und tut nur dem anderen zuliebe etwas, wird es auf lange Sicht immer schieflaufen. Aus dem einfachen Grund, weil man sich selbst nicht lange genug etwas verbieten kann und gleichzeitig dem anderen etwas vormacht. Das führt schlussendlich auf beiden Seiten zu einer unbefriedigenden Situation, die auf Dauer nicht glücklich macht.
