Die Historikerin Claudia Weinschenk trinkt ihren Frühstückskaffee aus einem Mitbringsel, das aus ihrer Studentenzeit stammt und ihr bis heute gute Laune macht.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Der schlichte weiße Becher war ursprünglich eine Notlösung. Heute ist er der Muntermacher für die Historikerin Claudia Weinschenk, die mit Stadtführungen ihr Wissen auf unkonventionelle Weise an das Publikum weitergibt. Während ihres Studiums in den 80er Jahren nahm sie an einer Kulturreise für Studenten durch Polen teil. Standort war Poznan, das frühere Posen. „Wir wohnten dort in einem Studentenwohnheim und jeder sollte seine eigene Tasse mitbringen“, erzählt Claudia Weinschenk.

 

Beeindruckende Reise

Sie selbst hatte keine dabei, weil sie diesen Posten auf der Liste der Dinge, die sie bei sich haben sollte, übersehen hatte. Ihre Gedanken waren damals anderswo. „Ich hatte gerade eine Trennung hinter mir und wollte einfach nur weg“, sagt sie. Deshalb hatte sie sich spontan zur Teilnahme an der Studentenreise entschlossen. Die aber startete mit dem Zug in Kiel. Claudia Weinschenk setzte sich in ihr altes Auto und fuhr auf eigene Faust von Stuttgart aus nach Poznan. Die Reise und die Begegnungen mit den Künstlern dort hat sie tief beeindruckt. Mit einer der Teilnehmerinnen ist sie bis heute befreundet.

Vor Ort machte sie dem Tassenmangel ein Ende, ging in ein Haushaltwarengeschäft und kaufte zum damals noch sozialistischen Minipreis den weißen Becher. „Heute ärgere ich mich, dass ich nicht ein paar mitgenommen habe.“ Jeden Morgen gönnt sie sich ihren Frühstückskaffee in dem immer noch tadellos erhaltenen Becher: „Der macht einfach gute Laune.“