Der Entertainer Roland Baisch schreibt seine Songtexte wieder auf der Schreibmaschine.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Seine Hermes Baby fiel dem Digitalwahn zum Opfer. Dass er sie verschrottet hat, bereut Entertainer Roland Baisch bis heute, denn immerhin hackten große Schriftsteller wie Ernest Hemingway, John Steinbeck, Peter Härtling und Friederike Mayröcker ihre Manuskripte auf so einer Schreibmaschine ins Papier. Aus lauter Wehmut hat Baisch dann eine andere Maschine vor dem Ruin gerettet und zu sich geholt: Eine Triumph Gabriele 30. „Die stand bei meinen Eltern im Keller“, erzählt er. „Meine Mutter war Sekretärin und erledigte darauf den ganzen Schriftkram für die Familie.“ Der Sohn freilich gibt zu, dass er nie darauf schreiben konnte – „nur mit Adlersuchsystem.“

 

Verehrung für Kerouac

Aber Baisch, der ehemalige Sketcheschreiber für Harald Schmidt und einige andere, Baisch, der Comedian, Entertainer, Countrysänger und Schauspieler, verehrt Jack Kerouac, den berühmtesten Vertreter der Beat-Generation in den 1950er Jahren. „Zu dieser Literatur gehörten Kaffee, Alkohol und das Klappern einer Schreibmaschine. Bei Kerouac merkt man das sogar am Rhythmus der Sprache“, sagt er. „Außerdem mag ich das Haptische, die Tasten.“ Und deshalb versucht es Baisch jetzt mal mit Entschleunigung und seiner über 50 Jahre alten Gabriele – vor allem aber ganz ohne Ablenkung durch das Internet: Wenn der Meister mit den Tasten klappert, bleibt der PC aus.

Tipp-Ex von der Mutter

Für Liedtexte hat er jetzt seine Gabriele. „Das ist ein kreativer Prozess. Das geht gar nicht am Computer.“ Neue Farbbänder hat er sich übers Internet besorgt und noch von seiner Mutter ist ein längst bröselig gewordenes Briefchen Tipp-Ex im Schreibmaschinenkoffer. „Aber ein Gedichtband, in dem alle Tippfehler und Ungenauigkeiten noch drin sind, wäre doch auch einmal schön“, überlegt der Autor und lacht.