Jürgen Schlensog nennt einen falschen Klimt vom echten Konrad Kujau sein eigen. „Es ist für mich eine Erinnerung an eine der größten Betrugsgeschichten in Deutschland“, sagt Schlensog.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart -

 

Die Judith I – das Sinnbild der Femme fatale schlechthin – wird umrahmt von Gold und thront vor tiefroter Wand auf einem Marmorkamin. Das ist der theatralische Auftritt der biblischen Frauenfigur, die Gustav Klimt 1901 malte. Sie gehört zu den berühmtesten Bildern des Wiener Jugendstil-Meisters. Am unteren rechten Bildrand ist der abgeschlagene Kopf des Holofernes zu sehen. Nach der Überlieferung im Alten Testament wurde der assyrische Feldherr von Judith ermordet. Das Gemälde ist nicht etwa ein Druck, sondern tatsächlich Öl auf Leinwand mit der Signatur von Klimt. „Jeder weiß, dass das Original in Wien hängt“, schmunzelt Jürgen Schlensog verschmitzt und zeigt auf den Kopf des Holofernes. Da steht eine zweite Signatur: Kujau.

Die Fälschungen werden kopiert

Damit ist es klar: Dies ist eine echte Fälschung von Konrad Kujau, der durch die von ihm verfassten Hitlertagebücher und den anschließenden Skandal beim „Stern“ zu internationaler Bekanntheit gelangt war. Vor 17 Jahren, kurz vor dem Tod des Fälschers aus Heslach, kaufte der Unternehmer und Geschäftsführer der Jazz Open das Klimt-Kujau-Gemälde für „kleines Geld.“ Inzwischen haben die Kujaus ihren Wert. „Man spricht davon, dass auch sie kopiert werden“, erzählt er amüsiert. Seine Judith ist authentisch, denn auf dem Werk des Mitbegründers der Wiener Secession hinterließ das Stuttgarter Allroundgenie seine Handschrift. „Wenn man es mit einer Kopie des Originals vergleicht, findet man schon einige Unterschiede“, weiß der Besitzer. „Es ist für mich eine Erinnerung an eine der größten Betrugsgeschichten in Deutschland – aber sie war nicht ohne Charme“, sagt Schlensog.