Brigitte Kunath-Scheffold bewahrt aus ihrer Zeit in Kairo zwei Kämmchen auf, die sie vor allem an die außergewöhnliche Begegnung mit der Ladenbesitzerin erinnern.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Der Nutzen der beiden filigranen silbernen Kämmchen mit dem üppigen Blumendekor erschließt sich nicht sofort. Auf alle Fälle jedoch regen sie die Fantasie an. „Ich habe mir schon überlegt, daraus eine Gürtelschnalle machen zu lassen“, sagt Brigitte Kunath-Scheffold. „Oder ich könnte mir die Haare wachsen lassen und sie dann in den Knoten stecken“, scherzt die Bezirksvorsteherin von Degerloch. Derzeit lagern die Silberkämmchen in der Besteckschublade, in der kleinen Schatulle, die dazugehört. „Die ist eigentlich die Hauptsache“, betont die Besitzerin. Auf dem seidigen Futter im Deckel steht der Name Senouhi. So hieß das Geschäft im fünften Stock eines Hauses in Kairo, und das ist auch der Name jener älteren Dame, mit der Brigitte Kunath-Scheffold viele interessante Gespräche führte, denn während ihres Studiums wohnte sie immer wieder für mehrere Monate in Kairo.

 

Frau allein am Steuer

„Ich bin öfters zu ihr ins Geschäft gegangen. Sie hat mir viel über die Stadt erzählt – und sie hat Tradition und Moderne verkörpert.“ Neben dem Verkauf von mitunter unerschwinglich teuren Vasen und Schalen unterstützte Madame Senouhi moderne Künstler. „Für mich war das in den 80er Jahren hochexotisch“, erzählt Brigitte Kunath-Scheffold. Und gleichzeitig war sie selbst für die Einheimischen mit ihrer Unabhängigkeit eine Exotin: „Ich bin alleine mit dem Auto herumgefahren und habe sogar selbst getankt. Gerade das war ganz und gar nicht üblich.“