Der Kimono ist ein Kleidungsstück für Frauen. Modemacher Frank Zentler kaufte sich dennoch einen bei seinem ersten Aufenthalt in Tokio vor einem Jahr und der inspiriert ihn auf vielfache Weise.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Er ist traditionell ein Kleidungsstück für Frauen: der Kimono. Frank Zentler kaufte sich dennoch einen bei seinem ersten Aufenthalt in Tokio vor einem Jahr. Er war fasziniert von den Secondhand-Läden in der japanischen Metropole. „Dort liegen die edelsten Teile wie eine Lewis von 1930 in Stapeln auf dem Fußboden“, schwärmt der Inhaber eines Modegeschäfts. Und nicht nur das: Alles ist in einem Topzustand, hat er festgestellt.

 

Kimono aus Anzugstoff

„Man sieht dort innerhalb von einer Viertelstunde mehr Leute, die besonders gekleidet sind, als in Stuttgart in einem Jahr“, frotzelt er. Mit dem Kimono könnte das jetzt anders werden, zumindest bei den Männern. Das Schlabberteil hat er zum modischen Kleidungsstück für den Herrn umgewandelt, und es gehört jetzt fest zu seiner Garderobe.

Gemeinsam mit den Modedesignerinnen, mit denen er zusammenarbeitet, wurde das Mitbringsel straßentauglich abgeändert: Radikal gekürzt – auch die Ärmel wurden davon nicht verschont – und auf Figur gebracht. So ist sein japanisches Sakko entstanden und wurde zum Musterstück für eine ganze Kollektion aus Anzugstoff, aus Technostoff oder aus Trikot.

Individualität geht verloren

Zentler, der eigentlich Arzt ist und seine Leidenschaft für Mode zum Beruf machte, bedauert die Uninformiertheit und die Markenorientierung hierzulande. „Die Leute kommen in den Laden mit einem Handyfoto und wollen genau jene Sneakers aus einer Fernsehserie“, kritisiert er. „Die Individualität geht so verloren.“