Franziska Diller hat von ihrem Opa einen böhmischen Dudelsack. Aber niemand kann ihr zeigen, wie man ihn spielt.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - So weit ist kein anderer böhmischer Dudelsack herumgekommen: Franziska Diller hatte ihn mit zum Studium nach Cambridge genommen, und zuvor war er mit ihrem Onkel auf Hawaii und in Indonesien. „Leider kann ich ihn nicht spielen“, klagt die Mitarbeiterin der Volkshochschule. Nur ein paar Töne, die an den Klang der Schalmei erinnern, kann sie ihm entlocken. „Nicht einmal auf Youtube habe ich jemanden gefunden, der es kann“, erzählt sie. Dabei trat sie als Kind als die erstgeborene Enkelin zusammen mit dem Dudelsack spielenden Opa bei jeder Taufe auf. „Wir hatten ein Tauflied einstudiert und sangen dann beide zum Dudelsack.“ Bei solchen Anlässen trug der Opa die böhmische Tracht. Das neue Mitglied in der Familie bekam das reich mit Ornamenten verzierten Liedblatt in einem Rahmen als Geschenk. Der Großvater war Buchhändler im böhmischen Eger. Nach der Vertreibung nach dem Krieg wollte er die Kultur seiner Heimat weiter pflegen.

 

Anstrengendes Instrument

Den Dudelsack zu spielen sei ganz schön kräftezehrend, beteuert Franziska Diller. Der Blasebalg steckt unter dem rechten Oberarm und mit dem muss gepumpt werden. Mit der linken Hand lässt man gleichmäßig die austretende Luft in die Flöte strömen, um ihr so die Melodie zu entlocken – „und dann noch dazu singen, das ist nicht trivial“, weiß sie aus ihren Beobachtungen. „Als der Opa älter wurde, durfte er deshalb aus gesundheitlichen Gründen den Dudelsack nicht mehr spielen. Aber er hielt sich nicht daran.“