Kim Hoss kommt an keinem Sperrmüllberg vorbei. Den Sessel hat sie gerettet und nach Jahren aufrichten lassen. Der Polsterer hat fotografiert, was er in dem Möbelstück alles fand.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Kim Hoss und das türkisblau bezogene, zierliche Sesselchen verbindet eine Schülerliebe. „Seit ich elf war, wollte ich immer auf ihm sitzen“, gesteht die Grafikdesignerin und nebenberufliche Backgroundsängerin.Während ihrer Schulzeit am Staufer-Gymnasium in Waiblingen stand er dort im schuleigenen Partyraum. Und wie sich die Zeiten so ändern: Nach dem Abitur ihres Jahrgangs war nichts mehr mit Party am Gymnasium. Der Raum wurde entrümpelt und zum Klassenzimmer umfunktioniert.

 

Kamouflage mit Flokati

Der Sessel landete vor der Schule auf einem Sperrmüllhaufen. „Ich schaue bis heute nach, ob etwas Schönes dabei ist, wenn ich Sperrmüll sehe“, sagt sie. In Mutters Opel Corsa transportierte sie den Sessel nach Hause. „Meine Mutter fand, dass er ziemlich eklig sei“, erinnert sie sich. Als Jugendliche machte sie sich darüber keine Gedanken und drapierte einen Flokati-Teppich über das Polster. So zog der Sessel mehrfach mit ihr um. Erst als sie nach dem Studium ihre erste feste Stelle hatte, konnte sie in eine radikale Verschönerungskur für ihn investieren.

Krümel und Kaugummi

„Der Polsterer hat mir mehrfach Fotos geschickt und mich auf dem Laufenden gehalten, was er beim Ausbeinen so alles gefunden hat“, erzählt sie lachend. Vor allem Krümel und Kaugummis waren es und „glücklicherweise nichts Lebendiges“. Jetzt darf Hund Mochi auch hin und wieder auf dem guten Stück sitzen – aber nur mit Unterlage, damit der saubere Bezug in der Lieblingsfarbe des Frauchens nicht verschmutzt wird.