Irene Armbruster bringt gerne Kuchen zu Festen und Partys mit. Serviert wird immer auf der Porzellanplatte ihres Patenonkels Josef. Aber einiges mehr hat die Geschäftsführerin aus ihrer Heimat im Schwarzwald geerbt.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Junge Frauen mit Wespentaille, ein Hündchen an der Leine, zierliche Stühlchen und Tischchen – und der Eiffelturm. Das ist ein typisches Design aus den 1950er Jahren, das auf Schallplattenalben, Geschirr und andere Gebrauchsgegenstände gedruckt wurde. So auch auf die Kuchenplatte von Onkel Josef. Der lebte zwar bei seiner Mutter, hatte aber seinen eigenen Hausstand. „Er aß sehr gerne Kuchen, konnte aber selbst keinen backen“, erinnert sich Irene Armbruster amüsiert an ihren Patenonkel. Und weil sie unter exzellenten Kuchenbäckerinnen im Schwarzwald aufwuchs, beherrscht sie mühelos die Kunst, eine Schwarzwälder Kirschtorte auf Onkel Josefs Kuchenplatte zu bringen.

 

Hansaplaststreifen hält Jahrzehnte lang

„Mit 19 war ich froh, das Dorf zu verlassen und in die große Welt zu gehen“, sagt sie. „Mit Ende 20 habe ich dann die Kuchenplatte mitgenommen.“ Die Rebellion hatte sich gelegt. Heute sieht Irene Armbruster, die Geschäftsführerin der Bürgerstiftung ist, Parallelen zwischen ihrem früheren Leben auf dem Land und ihrem jetzigen Job. „Meine Aufgabe ist es ja, Leute zusammenzubringen“, überlegt sie. Das war auf dem Dorf selbstverständlich, und damals wie heute ist die Kuchenplatte mit dem Eiffelturm und den schlanken Frauen bei jeder Party dabei. „Sie war auch schon beim Bürgerfrühstück“, erzählt die Besitzerin. Dass sie stets wieder zu ihr zurückkam, liegt an der deutschen Wertarbeit auf der Rückseite. Dort klebt seit Jahrzehnten ein Streifen Hansaplast, auf dem steht mit Kugelschreiber geschrieben: J. Armbruster. X-mal wurde das Pflaster schon mitgespült, aber es hält und hält.