Während seiner Kindheit in Belgrad war ein deutscher Superman-Comic Jean Velenderic Ravels größter Schatz, obwohl er ihn gar nicht lesen konnte.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Allein schon den Geruch seines Superman-Heftchens genießt Jean Velenderic Ravel, denn er weckt Kindheitserinnerungen. „Im Duty Free-Shop roch es immer so: nach Papier und Schokolade.“ Genau in so einem Shop kaufte ihm sein Vater den Comic. Ravel war damals acht Jahre alt und lebte in Belgrad. Der Vater war beruflich viel unterwegs und der Sohn nahm das Heftchen mit Stolz geschwellter Brust überall mit hin. „Es ging durch die ganze Klasse“, berichtet er lachend. Dennoch hat es weder Flecken, noch Risse und schon gar keine Eselsohren. „Ich war ein ordentliches Kind“, schmunzelt er. Die Texte konnte er nicht entziffern. Seine serbische Familie hatte in Deutschland gelebt, war jedoch nach Belgrad zurückgekehrt, bevor Ravel in die Schule kam. Als Kind sprach er zwar Deutsch, konnte es aber nicht lesen.

 

Doch das Heftchen hatte für ihn vor allem optische Reize, denn Ravel war ein geradezu besessener Zeichner. „Ich habe allein das Titelblatt x-mal abgepaust“, erinnert er sich. Mit dem Transparentpapier, das der Vater in seinem Ingenieurbüro verwendete, klappte das prima. „Später bekam ich einen Tuschefüller und konnte damit viel feiner zeichnen“, schwärmt er heute noch. So wurden seine Comic-Studien ein Wegweiser für die Zukunft: „Superman war die Vorstufe für meinen Beruf.“ Ravel studierte Grafikdesign und arbeitete lange in der Schweiz. Die Kunst liebt er noch immer, obwohl er jetzt unter die Wirte gegangen ist. Seine Lokale hat er eigenhändig bebildert – natürlich ist auch der fliegende Held dabei.