Der elektrische Reiskocher von Jungmi Ha ist ein Tausendsassa in der Küche: Er gart, hält warm und spricht.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Wenn ein Kind in Korea das Elternhaus verlässt, bekommt es einen Reiskocher mit auf den Weg. Das war auch bei Jungmi Ha so, als sie vor 20 Jahren Seoul den Rücken kehrte und zum Gesangsstudium nach Stuttgart kam. „Ich bin hier mit Kleidern und Büchern im Koffer und dem Reiskocher angekommen“, berichtet sie. Heute ist sie Opernsängerin, Designerin von Handtaschen und gibt demnächst ihr Debüt als Gastronomin. Dafür hat sie sich freilich einen stattlichen Reiskocher zugelegt, aber jener, den sie zum Abschied fürs Überleben in der Fremde von den Eltern bekam, ist bei ihr im eigenen Haushalt immer in Gebrauch. „Er spricht mit mir“, sagt sie belustigt. Zu Beginn des Garens sagt er etwas in der Art: „Jetzt geht’s los“ – auf Koreanisch. Jede Information wird mit einem Dreiklang – ding, dong, ding – angekündigt.

 

Kulturschock mit Milchreis

„In Korea gehört Reiskochen zum Feierabend: Wenn man nach Hause kommt, wird als Erstes der Kocher eingeschaltet“, erzählt Jungmi Ha. Ihr Aufenthalt in Deutschland begann für sie übrigens mit einem Kulturschock in Sachen Reis: „Im Studentenwohnheim hat eine Kommilitonin Milchreis mit Zimt und Zucker zubereitet. Das ist für mich bis heute eine völlig unmögliche Kreation, obwohl ich mich gut eingewöhnt habe.“ In der koreanischen Küche wird Reis ausschließlich pikant genossen – und klebrig muss er sein. Somit ist auch Basmatireis ein No-Go. „Da sagen wir: Das kann man nicht essen.“