Der Künstler Uwe Schäfer machte zum Teil verwirrende Entdeckungen in einem alten Haus bei Sigmaringen. Dort hatte er lange sein Atelier.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Das unscheinbare Holzlineal birgt zwei Familiengeschichten in sich und ist im Atelier des Malers Uwe Schäfer täglich im Einsatz. „Ich benutze es als Reißschiene, denn mit ihm lässt sich Papier sehr gut durchtrennen.“ Schäfer zeigt weshalb: Das Holz ist an den Kanten abgeschrägt, wie ein professionelles Lineal. Das aber ist es keinesfalls. „Wahrscheinlich hat es der Vorbesitzer selbst hergestellt.“ Den hat er nie persönlich kennengelernt, wohl aber dessen Behausung in Gutenstein bei Sigmaringen. Dort hatte sich Schäfer Anfang der 90er Jahre einen kleinen Hof gekauft. Im Gegensatz zur gut erhaltenen Scheune, die sein Atelier wurde, war das Haus schauerlich. Zwei Brüder und ihre behinderte Mutter hatten darin gehaust. „Wir fanden dort alles: das Gebiss in der Schublade, Essensreste auf dem Herd“, erzählt er, noch heute mit Ekel.

 

Arbeiten im Scheunen-Atelier

Die Bewohner waren verstorben. Ohne Licht und ohne Heizung hatte Friedrich, der Malermeister, im unteren Stockwerk gelebt. Von ihm stammt das Lineal; die farbigen Strukturübungen aus dessen Berufsschulzeit hält Schäfer ebenfalls in Ehren. Oft fuhr er mit seinen Kindern zum Häuschen, die verbrachten glückliche Tage bei den Großeltern, die nicht weit weg wohnten und Schäfer konnte im Scheunen-Atelier arbeiten. Inzwischen hat er den Hof wieder verkauft. „Die Familie hatte die Lust daran verloren“, erzählt er. „Es war eine Episode in unserem Leben und ist mit vielen Erinnerungen verbunden.“ Geblieben ist das Lineal mit den Farbspuren vom kauzigen Malermeister.