Peter Hömseder unterrichtet nicht nur, er spielt auch – mit seinen Schülern und dem Kammerorchester.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

S-Mitte - Bisweilen lohnt es sich, für die zentrale Botschaft ein wenig tiefer in jene Kiste zu greifen, in der sich der eigene Wortschatz befindet. Peter Hömseder zum Beispiel lässt die zentrale Figur seines neuen Projektes am Ende folgende Worte sagen: „Egal welche Hautfarbe du trägst, egal wie die Farben deiner Augen leuchten, egal welche Sprache du sprichst. Wir alle sind eins unter Gottes weiter Sonne, unter Allahs weiten Winden. Wir sind Menschen unterschiedlicher Kulturen, doch wir gehören zusammen, und die Musik ist eine wunderbare Brücke, ein Geschenk Gottes, deswegen nützt sie.“

 

Dem ist eigentlich nur hinzuzufügen, dass Peter Hömseder weder Romancier ist noch Regisseur, sondern etwas viel Wichtigeres: Lehrer. Normalerweise unterrichtet er die vierte Klasse der Gustav-Sieber-Schule in Tamm; das ist ein Städtchen zwischen Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen. Am Donnerstag, 29. März, um 10.30 Uhr aber wird die Liederhalle in der Landeshauptstadt sein Klassenzimmer sein. „Mozarts kleine Tages- und Nachtmusiken im Einklang mit gesungenen und getanzten Schulbuchgedichten“ heißt das Programm, das Hömseders Schüler dann aufführen werden. Sie tun das nicht alleine: Ihnen zur Seite stehen der Schauspieler Boris Rosenberger und das Ensemble des Stuttgarter Kammerorchesters. „Das“, sagt Peter Hömseder, „ist ein so großes Ding, dass wir es immer noch kaum fassen können.“

Der Lehrer ist ein unruhiger Geist

Dabei hat der Lehrer durchaus Erfahrung im Schmieden von pädagogischen Allianzen, von denen die Experten im Kultusministerium nur träumen können. Schon vor zehn Jahren hat er damit begonnen, Schulbuchgedichte zu vertonen. Seither singen, tanzen und spielen ganze Jahrgänge von Viertklässlern das „Feuer“ von James Krüss zur Melodie von Peter Hömseder, der seine Eleven an der Gitarre begleitet. Doch weil der Lehrer ein unruhiger Geist ist und seinen Schülern auch Auftritte außerhalb des Klassenzimmers verschaffen wollte, suchte er nach Mitstreitern. Gefunden hat er unter anderem das Stuttgarter Kammerorchester. Schon vor zwei Jahren musizierten sie zusammen, gaben Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und begeisterten einige hundert Zuhörer in Tamm und Stuttgart.

Nun, da Hömseders nächste Generation von Viertklässlern vor dem Übergang in die weiterführende Schule steht, soll es Mozart sein. Fünf Tage lang werden die Kinder und die erwachsenen Profis unter der Leitung des Konzertmeisters Wolfgang Kussmaul in der kommenden Woche beieinander sein, um zu proben und von Mittwoch an drei Konzerte zu spielen: erst in Tamm, dann in Stuttgart, schließlich in Marbach. „Im Vordergrund stehen der Spaß und die Freude am Lernen“, sagt Hömseder. Doch gleichzeitig geht es auch um Toleranz und Verständnis füreinander. Sechzig Prozent derer, die auf der Bühne stehen, haben einen Migrationshintergrund – das gilt für Schüler und Musiker gleichermaßen. „Trotz aller Unterschiede begegnen wir uns auf Augenhöhe“, sagt Peter Hömseder und erzählt, wie er bei einer gemeinsamen Probe mit dem Kammerorchester den Geiger Daniel Hope getroffen hat. Als der Star, der schon mit Sting gespielt hat, Hömseders Schüler sah und hörte, zückte er flugs die Videokamera, um „dieses Naturereignis“ aufzunehmen.

Winfried Kretschmann ist der Schirmherr

Entsprechend begeistert ist nun auch Winfried Kretschmann, der die Schirmherrschaft für das aktuelle Projekt übernommen hat. „Bei aller Vielfalt und Buntheit der Aktivitäten im Bereich der kulturellen Bildung, handelt es sich bei diesem Projekt um eine echte Rarität“, schreibt der Ministerpräsident in einem Grußwort. Peter Hömseder ist da zurückhaltender. „Es ist eine Ehre“, sagt er, „mit so großen Musikern auf der Bühne stehen zu dürfen.“

// Weitere Informationen zum Projekt unter stzlinx.de/1t5