In der Vorweihnachtszeit gerät die Deutsche Post angesichts steigender Paketzahlen immer wieder in Dauerstress. In Stuttgart kam es nun trotz Aufrüstung zu mehreren Zwischenfällen.

Stuttgart - Eigentlich hätte alles ganz einfach sein sollen: Vor einigen Wochen findet eine Feuerbacher Bürgerin einen kleinen gelben DHL-Zettel in ihrem Briefkasten. Sie freut sich, ihr lang ersehntes Päckchen scheint endlich angekommen. Doch als sie den Hinweiszettel genauer ansieht, muss sie schlucken: Denn statt in der Filiale um die Ecke liegt ihr Paket im Stadtteil Weilimdorf – und den kann sie ohne Bus, Bahn oder Auto nicht erreichen.

 

Ein Kapazitätsproblem, erklärt Gerold Beck, Pressesprecher der Deutschen Post, den Vorfall in der Landeshauptstadt: „Wir bringen die Mengen an Paketen in der besagten Filiale in Feuerbach zur Vorweihnachtszeit einfach nicht mehr unter.“ Deshalb verteile man alle Lieferungen, bei denen Kunden nicht zu Hause angetroffen worden seien, in umliegende Shops. Wie weit diese jedoch von der ursprünglich angegebenen Heimatadresse entfernt sein dürfen, sei „nicht geregelt.“

Alles andere als kundenfreundlich

Kundenfreundlich findet die betroffene Feuerbacherin das nicht gerade: „Wie soll das denn bitte jemand schaffen, der nicht mehr so mobil ist oder einfach nicht schwer tragen kann?“, ärgert sie sich. Solchen Menschen empfiehlt Beck, Päckchen direkt an den Paketshop ihrer Wahl liefern zu lassen, denn diese kämen dort auf jeden Fall unter. Und im Zweifelsfall „sollen sie einen lieben Menschen bevollmächtigen, der das Paket dann für sie abholt,“ sagt der Pressesprecher. Die endgültige Lösung des Problems wird jedoch vermutlich noch eine ganze Weile dauern. Man suche momentan nach zusätzlichen Paketshops, die genügend Raum hätten, um die Päckchen aufnehmen zu können, so Beck.

Es gibt weitere Probleme

Das Kapazitätsproblem in der Stuttgarter Straße in Feuerbach ist jedoch nicht der einzige Engpass, mit dem sich das Unternehmen vor Weihnachten herumschlägt: Denn ärgerlich wurde der Paketversand auch für André Schmidt, ebenfalls aus Feuerbach. Ende November legte er zwei Pakete in einer nahegelegenen Paketbox der DHL ab – bis die potenziellen Empfänger irgendwann erstaunt fragten, wo denn eigentlich die Päckchen blieben. Schmidt forschte nach: Sechs Tage nach dem Einwurf lagen sie noch immer unberührt in der Box. „Ich bin mindestens fünf Mal dorthin gefahren und habe jedes Mal gesehen, dass der Abholtag auf Mittwoch festgefroren war und sich die Klappe nicht mehr öffnen ließ“, erinnert sich Schmidt. Weitere zwei Tage später wurde nach mehreren Mails an die Deutsche Post klar: Die Paketbox ist kaputt, die „Techniker sind informiert“. Eine weitere Woche lang passierte nichts. „Im Endeffekt wird man alleine gelassen“, ärgert sich Schmidt. „Auf meine Nachfrage, ob die Reparatur denn schon erfolgt sei, kam nur noch die Antwort, dass es keine weitere Recherche mehr geben werde.“

Der Spezialschlüssel für die Paketbox sei abgebrochen, begründet Gerold Beck das Missgeschick heute. Den Schlüsselrest zu entfernen und einen neuen zu beschaffen, habe länger gedauert als normalerweise. Am 18. Dezember, knapp einen Monat nach Einwurf, ist das Paket schließlich doch noch bei seinem Empfänger angekommen. Zumindest noch rechtzeitig vor Weihnachten.

Vor Weihnachten müssen täglich doppelt so viele Pakete verschickt werden als sonst

Die Wochen vor Heiligabend sind für die Deutsche Post nämlich immer wieder aufs Neue eine Herausforderung. Zahllose Weihnachtspäckchen türmen sich dann in den Lagerräumen vieler Post-Filialen und warten darauf, rechtzeitig versendet zu werden. „Normalerweise verschicken wir 4,6 Millionen Pakete am Tag“, sagt Beck. „In der Vorweihnachtszeit sind es doppelt so viele.“ Schon 2017 sei in Sachen Päckchentransport ein Ausnahmejahr gewesen. „Damals haben wir vor Weihnachten erstmals 10 Millionen Pakete an einem Tag auf den Weg gebracht“, so Beck. In diesem Jahr sei das Volumen ähnlich.

Damit die Geschenke dennoch pünktlich unter dem Baum liegen, musste die DHL aufrüsten: 12 000 Fahrzeuge hätte man besorgt und 10 000 Aushilfskräfte für das Weihnachtsgeschäft eingestellt.