Das Linden-Museum will die Kolonialzeit in Stuttgart aufarbeiten – aber gegen die Folgen für das Klima angehen.
Stuttgart - Die Schirmherrschaft hat er bereits übernommen, nun will sich Frank-Walter Steinmeier die Azteken-Ausstellung im Linden-Museum Stuttgart auch persönlich anschauen. Am 19. März wird der Bundespräsident die Sonderschau besuchen. „Das ist eine große Ehre für uns“, sagt die Direktorin Inés de Castro. Aber auch beim Publikum finden die Azteken großen Anklang. Bisher haben bereits 55 000 Besucherinnen und Besucher die Ausstellung gesehen. Wegen des großen Interesses hat das Linden-Museum die Öffnungszeiten ausgeweitet und ist bis zum 3. Mai mittwochs bis 20 Uhr geöffnet.
Die nächste Ausstellung ist bereits in Planung. Am 16. Oktober wird eine Sonderschau zum Kolonialismus in Stuttgart und im Linden-Museum eröffnet werden. „Die Kolonialzeit ist in vielen Institutionen in Stuttgart nicht so sichtbar“, sagt de Castro, deshalb habe man eine Untersuchung zum Thema in Auftrag gegeben. Dabei gehe es nicht um das, was sich in den Kolonien ereignet hat, sondern „wie sich der Kolonialismus im Linden-Museum und in Württemberg dargestellt hat“, so de Castro.
Gäste aus Myanmar haben die Sammlung gesichtet
So bearbeitet das Linden-Museum derzeit ganz unterschiedliche Themen. „Es passiert viel in jede Richtung“, so de Castro. Am Freitag und Samstag werden Experten aus aller Welt im Hospitalhof bei der Tagung „Das neue Museum“ Anregungen geben, wie ein Neubau des Linden-Museums konzipiert sein könnte. Durch finanzielle Mittel von der Kulturstiftung des Bundes lädt das Linden-Museum aber auch immer wieder Gäste aus Ursprungsgesellschaften ein, um mit der Stuttgarter Sammlung zu arbeiten.
In den vergangenen Wochen waren etwa vier Gäste aus Myanmar da und haben mit den Stuttgarter Wissenschaftlern Objekte ihrer Kultur gesichtet. „Da können wir sehr viel voneinander lernen“, sagt de Castro, für die die wichtigste Aufgabe des Museums der Zukunft ist, dass die Sammlung aus ganz verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird.
Neben Fragen zur Herkunft der Bestände, zur stärkeren Teilhabe der Bevölkerung und der Neukonzeption des Museums steht bereits das nächste Thema auf der Agenda: die Klimakrise. So beteiligt sich das Linden-Museum an dem EU-Projekt „Taking Care“ – neben 13 weiteren ethnologischen Museen aus Europa. Die indigenen und ehemals kolonisierten Völker sind oft besonders stark von Umweltzerstörung und Klimawandel betroffen. In dem Projekt will man versuchen, kulturelles Wissen zu ökologischen Fragen stärker auszutauschen.