Das Linden-Museum leidet unter Besucherschwund. In diesem Jahr soll die kulinarische Schau „Oishii! Essen in Japan“ ein Magnet werden.

Stuttgart - Der starke Besucherrückgang in vergangenen Jahr im Stuttgarter Linden-Museum habe „keine direkten Folgen für das Haus“. Das sagte Inés de Castro, die Direktorin des Museums, am Dienstag bei dessen Jahrespressekonferenz. Wie berichtet, verzeichnete das Linden-Museum im Jahr 2015 insgesamt 82 690 Besucher, was einem Rückgang von 28 Prozent gegenüber 2014 (115 250 Besucher) entspricht. Die große Inka-Landesausstellung habe 2014 für Rekordbesuche gesorgt, sagte de Castro, „insofern war zu erwarten, dass die Besucherzahlen etwas zurückgehen.“ Auch die Schattentheater-Ausstellung, die noch bis zum April läuft, sei „nicht als Besuchermagnet konzipiert“. Deshalb sei jetzt schon absehbar, dass auch im ersten Halbjahr 2016 die Besucherzahlen „ein bisschen weniger werden“.

 

„Wir wünschen uns mehr Besucher“, sagte Inés de Castro. Deshalb könne es sich das Linden-Museum „nicht immer leisten, nach rein wissenschaftlichen Kriterien Ausstellungen zu machen. Sondern wir sind ab und zu gezwungen, Ausstellungen zu präsentieren, von denen wir glauben, dass sie das Publikum anziehen.“ Dennoch dürfe man ein Völkerkunde-Museum nicht auf seine Besucherzahlen reduzieren.

Inhaltlich soll das neue Jahr im Linden-Museum ganz im Zeichen Japans stehen. Zunächst will man am Hegelplatz vom 19. März an „Inro – Gürtelschmuck aus Japan“ in einer kleinen Kabinett-Ausstellung präsentieren. Die mehrteiligen Behälter für Siegel und Arzneien aus der Sammlung Anna und Christian Trumpf sollen gewissermaßen einstimmen auf die große Schau „Oishii! Essen in Japan“, die das Linden-Museum vom 15. Oktober an zeigen will. Unter dem Ausruf „Oishii! („Es schmeckt mir!“) soll unter anderem die Geschichte und Kultur von Reis, Fisch, Nudeln und Sushi in Japan beleuchtet werden, beispielsweise mittels Holzschnitten und Plastikmodellen aber auch mit größeren Installationen: „Wir werden eine typische japanische Küche installieren“, kündigte Inés de Castro am Dienstag an. Die Gefahren des japanischen Reisweins Sake werden Abbildungen von betrunkenen, sich erbrechenden Schildkröten illustrieren. „Wir sehen auf das Essen aus ethnologischer Perspektive“, sagte de Castro.

Die Forschung soll nicht zu kurz kommen

Während für die Japan-Schau bereits Plastik-Nachbildungen von Nudelgerichten angefertigt werden, will das Linden-Museum seine wissenschaftliche Arbeit hinter den Kulissen keineswegs vernachlässigen. Im Rahmen des EU-Projektes Switch sei vor kurzem eine virtuelle Ausstellung der Philippinen-Sammlung erstellt worden, sagte de Castro. Bald solle sie online gestellt werden.

Des weiteren will sich das Museum verstärkt mit der Herkunft seiner Exponate auseinandersetzen. Mit einer halben Stelle für ein Jahr will das Museum die Provenienz aller Objekte ausfindig machen, die zwischen 1933 und 1945 Eingang in die Sammlung fanden. Zudem will das Museum gemeinsam mit der Universität Tübingen unter dem Titel „Schwieriges Erbe“ den Umgang mit kolonialzeitlichen Objekten in ethnologischen Museen erforschen.