Beim Pilotprojekt „Schulweghelden – Auf die Füße, fertig, los“ ist die Lindenschule in der Ostfilderner Parksiedlung mit von der Partie. Sie wurde mit drei weiteren Schulen von der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen dafür ausgewählt.

Ostfildern - Ich kenne keine Schule, die das Problem nicht hat“, sagt Sonja Plettinger. Die Rektorin der Grundschule Lindenschule im Ostfilderner Stadtteil Parksiedlung meint damit das tägliche Verkehrsaufkommen, das Eltern morgens und nachmittags vor den Schulen verursachen, wenn sie ihre Kinder mit dem Auto dorthin bringen und nach dem Unterrichtsende wieder abholen. Umso mehr dürfte sich Sonja Plettinger darüber freuen, dass ihre Schule eine von vieren in Baden-Württemberg ist, die von der Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen (AGFK) für das Modellprojekt „Schulweghelden – Auf die Füße, fertig, los!“ausgewählt wurde.

 

Konglomerat von Argumenten

Günter Riemer, der Erste Bürgermeister der Stadt Kirchheim, ist gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der AGFK. Er plädiert dafür, die Kinder wieder zur Schule laufen zu lassen. Fahre man sie mit dem Auto bis vor die Tür, „entzieht man ihnen nicht nur die gesunde Bewegung, sondern auch das Erlebnis, alleine oder mit anderen zu Fuß zur Schule zu gehen“, sagt er.

Daneben spreche ein ganzes Konglomerat an Argumenten dafür, nicht mit dem „Elterntaxi“ vor der Schule aufzukreuzen. Das erhöhte Verkehrsaufkommen gefährde Schüler, beschwöre Konflikte mit Anwohnern und anderen Verkehrsteilnehmern herauf und verursache zusätzliche Abgase.

Vor rund fünf Jahren habe eine Zählung vor dem Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasium ergeben, dass von 1200 Schülern nur rund zehn Prozent von ihren Eltern zur Schule gefahren würden. „Doch das reicht schon aus, um vor dem Gebäude chaotische Zustände zu verursachen“, sagt Günter Riemer. Deshalb wolle die AGFK mit dem Projekt die Schulen dabei unterstützen, dieses Problems Herr zu werden. Neben der Ostfilderner Lindenschule werden Schulen in Emmendingen, Heilbronn und Ravensburg im Rahmen des Pilotprojekts unterstützt – später soll das Programm laut der AGFK auf weitere Kommunen ausgeweitet werden.

In einem ersten Schritt inspizieren die Schüler mit ihren Lehrern die Schulwege. Dann werden die Wege von Delegationen, bestehend aus Vertretern der Lehrerschaft und der Schulleitung, der Eltern, der Verwaltung, von Polizei und Politik, kritisch unter die Lupe genommen. Sie werden von diesen „hinsichtlich möglicher Sicherheitsmängel und genereller Attraktivität bewertet“, heißt es in einer Mitteilung der AGFK. Zudem stelle die Arbeitsgemeinschaft den Schulen Unterrichtsmaterial zur Verfügung, das sich mit dem Thema befasst.

Einbahnstraße ist oft blockiert

Der Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay weiß, dass das Problem „Elterntaxi“ nahezu jede Schule betreffe. Doch vor der Lindenschule verschärfe sich die Situation, weil diese an einer Einbahnstraße liege. Letztere werde durch den Bring- und Holservice oftmals blockiert. Die Stadt sei deshalb froh, als Teilnehmer für das Pilotprojekt erkoren worden zu sein. „Alles, was hilft, damit die Kinder nicht zur Schule gefahren werden, ist positiv zu bewerten“, sagt Bolay.

Sonja Plettinger kennt Schulen, vor denen – verursacht durch „Elterntaxis“ – Unfälle mit Schülern als Opfer geschehen seien. So weit dürfe es an ihrer Lindenschule nicht kommen, sagt sie, und setzt unter anderem auf das AGFK-Programm. „Es soll nicht erst etwas unternommen werden, wenn schon etwas passiert ist.“