Am Donnerstagabend sind fünf Poeten der Lingerie an die Wäsche gegangen. Beim „Lingerie Slam“ im Haus der Geschichte in Stuttgart ließen sie die rund 140 Gäste an ihren Gedanken zur Unterwäsche teilhaben.

Stuttgart - Es ist eigentlich ein Thema, das nicht laut in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Schließlich ist es immer noch ein Geheimnis, was ein jeder unter seiner Kleidung trägt. Feinripp oder Spitze, Panty oder String, Scharfmacher oder Liebestöter. Am Donnerstagabend sind fünf Poeten der Lingerie nun an die Wäsche gegangen. Beim „Lingerie Slam“ im Haus der Geschichte ließen sie die rund 140 Gäste an ihren Gedanken zur Unterwäsche teilhaben. „Wir haben in der Langen Nacht der Museen schon einmal einen Poetry Slam angeboten, der sehr gut angekommen ist“, sagte Professorin Paula Lutum-Lenger, Ausstellungs- und Sammlungsleiterin im Haus der Geschichte. „Als wir die Slam-Poeten fragten, ob sie sich auch vorstellen könnten, etwas zum Thema Unterwäsche zu machen, fanden sie die Idee gleich toll.“

 

Nicht nur einmal gab es die Zehn

Ein Poetry Slam ist ein Textwettbewerb, bei dem die Poeten selbst verfasste Texte vortragen und performen. Hilfsmittel wie Verkleidungen sind dabei nicht erlaubt. Jeder der fünf Poeten hatte dafür sieben Minuten pro Runde Zeit. Eine Jury, bestehend aus fünf Zuhörern, bewertete die literarische Darstellung der Künstler auf einer Punkteskala von eins bis zehn. „Eins bedeutet dabei, dass der Text besser nie hätte das Licht der Welt erblicken sollen. Ein Text, der schon wehtut, wenn man ihn nur hört“, erläuterte der Moderator Thomas Geyer, der als einer der Gründer des Poetry Slam in Stuttgart gilt, die Wertung. „Die Zehn steht dagegen für Texte, die einen kollektiven Orgasmus oder zumindest einen Orgasmus beim Jurymitglied auslösen.“ Ob die Texte dieses Ziel geschafft haben, ist unklar. Doch die Poeten Sylvie le Bonheur, Marvin Suckut, Jakob Kielgaß, Bo Wimmer und Nik Salsflausen ernteten für ihre Texte nicht nur einmal eine Zehn.

Der Versuch, eine Lampe anzubringen

Dabei gaben sie in ihren Vorträgen nicht nur ihre Gedanken zur Lingerie wortreich von sich, sondern entführten ihre Zuhörer auch in ganz andere Themenbereiche. So berichtete Marvin Suckut über seinen Umzug in eine Konstanzer Altbauwohnung mit extrem hohen Decken und seinen Versuch, eine Lampe dort oben anzubringen. Nik Salsflausen trug seine Ode an die Kunst und seine Angst davor, an ihr zu versagen gleich frei vor. Bo Wimmer aus Marburg wurde für seinen Text über Annika und einer Party mit hohem Sachschaden gefeiert.

Nach der Vorrunde im Restaurant Tempus wechselten die Vortragenden und Zuhörer in die Ausstellung „Auf nackter Haut“, die seit Mai im Untergeschoss im Haus der Geschichte zu sehen ist. „ Wir planen, die Ausstellung noch bis zum 4. April 2016 zu verlängern, damit wir die Lange Nacht der Museen noch mitnehmen können“, sagte die Ausstellungsleiterin.