Um Pädophilen helfen zu können, erfassen die Therapeuten des Präventionsnetzwerks im Rahmen einer sexualmedizinischen Diagnostik die sexuelle Präferenz. Danach werden Situationen analysiert, in denen der Pädophile sich von Kindern sexuell angesprochen fühlt. „Er soll lernen, sich in die Lage des Kindes zu versetzen, anstatt sich von seinen Bedürfnissen die Selbstkontrolle entziehen zu lassen“, sagt Beier. Denn das Auflösen einer sexuellen Neigung sei nach aktuellem Forschungsstand nicht möglich. Beier erklärt, dass zur Sexualität eben auch seltenere Erscheinungen gehören: „Masochistische genauso wie pädophile Neigungen“, sagt er. „Diese hat man, sie wurden nicht bewusst gewählt.“ Deshalbe gelte es, den verantwortungslosen Umgang mit einer sexuellen Neigung zu verurteilen. Das sei der Fall, wenn man Bedürfnisse auslebe, die andere zu Opfern machen. „Pädophile müssen dafür sorgen, dass ihre Wünsche nie zur Realität werden“, sagt Beier. Deshalb setzt das Netzwerk auf Prävention und die Eigenmotivation von Menschen, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen und Hilfe suchen.

 

Schulz muss sich sicher sein

Der Mann, mit dem Markus Schulz telefoniert, will seine Wünsche scheinbar in die Realität umsetzen. Das Alter des Mädchens, mit der er da scheinbar gerade telefoniert, ist ihm egal. Vielmehr plant der 47-Jährige ein Treffen mit dem 13-jährigen Mädchen, hätte sogar nichts dagegen, wenn die beste Freundin mitkommt.

Bevor Schulz das Gespräch mit einem Pädophilen öffentlich macht, muss er ganz sicher sein, dass es sich dabei um einen Mann handelt, der den sexuellen Kontakt zu einem jungen Mädchen sucht. Dazu reicht der Chat im Internet nicht. Immerhin hat Schulz mittlerweile fast 20 000 Zuschauer im Internet, wenn er einen Pädophilen am Telefon enttarnt. Das bringt auch Verantwortung mit sich. Deshalb werden im Chat die Telefonnummern getauscht, man schreibt sich SMS-Nachrichten. „Oft schicken die Männer sehr eindeutige Bilder“, sagt Schulz. Erst dann geht er online.

Immer wieder werfen Zuschauer dem Künstler vor, das Recht in die eigene Hand zu nehmen. Juristen sehen das nicht so. Vielmehr könne grundsätzlich jeder der Polizei Hinweise geben. Pädophile im Internet aufzudecken und bloßzustellen, sei erst einmal kein strafbares Verhalten. Auch nicht, wenn man den Chat-Partner dabei über die eigene Identität täuscht. Selbstjustiz sei es erst dann, wenn Schulz in Wohnungen einbreche, um Beweise zu sammeln, oder wenn er in seinen Zuschauern den Tatentschluss wecke, gegenüber dem Pädophilen gewalttätig zu werden – was Schulz in seinen Videos aber nicht tut.

„Wir wollen niemandem etwas Schlechtes“, sagt Schulz. „Auch den Pädophilen nicht – aber es muss klar sein, dass man sich nicht an Kindern vergreifen darf.“ Interessant ist dabei das Spektrum: „Wir haben schon einen Polizisten aufgedeckt, einen Familienvater oder den Mitarbeiter einer Klinik.“ Diese Bandbreite an Tätern bestätigt auch Julia von Weiler. Sie leitet den Verein „Innocence in Danger“, der sich gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern einsetzt. „Pädophile sind von außen betrachtet ganz normale Männer“, sagt sie. „Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Täter kennen ist sehr hoch – aber das wollen wir uns nicht eingestehen.“ Darin sieht sie ein großes Problem. „Denn nur weil wir uns nicht trauen, hinzuschauen, verschwindet dieses Thema nicht einfach!“ Viel schlimmer: Die Weigerung, sich mit dem Thema Missbrauch zu beschäftigen, mache es den Tätern sogar noch einfacher zuzuschlagen.

Wissenschaftler schätzen den Pädophilen-Anteil auf etwa ein Prozent der Bevölkerung; bis zu vier Prozent der Männer haben pädophile Interessen. Durchschnittlich befindet sich unter hundert Pädophilen eine Frau. „Allerdings werden nur 40 Prozent der Missbrauchsfälle an Kindern von Tätern begangen, die eine pädophile Neigung haben“, sagt Klaus Beier, Leiter des Instituts für Sexualwissenschaft an der Charité in Berlin und Sprecher des Präventionsnetzwerks „Kein Täter werden“.

Beier kritisiert den Umgang mit Pädophilen

Um Pädophilen helfen zu können, erfassen die Therapeuten des Präventionsnetzwerks im Rahmen einer sexualmedizinischen Diagnostik die sexuelle Präferenz. Danach werden Situationen analysiert, in denen der Pädophile sich von Kindern sexuell angesprochen fühlt. „Er soll lernen, sich in die Lage des Kindes zu versetzen, anstatt sich von seinen Bedürfnissen die Selbstkontrolle entziehen zu lassen“, sagt Beier. Denn das Auflösen einer sexuellen Neigung sei nach aktuellem Forschungsstand nicht möglich. Beier erklärt, dass zur Sexualität eben auch seltenere Erscheinungen gehören: „Masochistische genauso wie pädophile Neigungen“, sagt er. „Diese hat man, sie wurden nicht bewusst gewählt.“ Deshalbe gelte es, den verantwortungslosen Umgang mit einer sexuellen Neigung zu verurteilen. Das sei der Fall, wenn man Bedürfnisse auslebe, die andere zu Opfern machen. „Pädophile müssen dafür sorgen, dass ihre Wünsche nie zur Realität werden“, sagt Beier. Deshalb setzt das Netzwerk auf Prävention und die Eigenmotivation von Menschen, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen und Hilfe suchen.

Schulz muss sich sicher sein

Der Mann, mit dem Markus Schulz telefoniert, will seine Wünsche scheinbar in die Realität umsetzen. Das Alter des Mädchens, mit der er da scheinbar gerade telefoniert, ist ihm egal. Vielmehr plant der 47-Jährige ein Treffen mit dem 13-jährigen Mädchen, hätte sogar nichts dagegen, wenn die beste Freundin mitkommt.

Bevor Schulz das Gespräch mit einem Pädophilen öffentlich macht, muss er ganz sicher sein, dass es sich dabei um einen Mann handelt, der den sexuellen Kontakt zu einem jungen Mädchen sucht. Dazu reicht der Chat im Internet nicht. Immerhin hat Schulz mittlerweile fast 20 000 Zuschauer im Internet, wenn er einen Pädophilen am Telefon enttarnt. Das bringt auch Verantwortung mit sich. Deshalb werden im Chat die Telefonnummern getauscht, man schreibt sich SMS-Nachrichten. „Oft schicken die Männer sehr eindeutige Bilder“, sagt Schulz. Erst dann geht er online.

Immer wieder werfen Zuschauer dem Künstler vor, das Recht in die eigene Hand zu nehmen. Juristen sehen das nicht so. Vielmehr könne grundsätzlich jeder der Polizei Hinweise geben. Pädophile im Internet aufzudecken und bloßzustellen, sei erst einmal kein strafbares Verhalten. Auch nicht, wenn man den Chat-Partner dabei über die eigene Identität täuscht. Selbstjustiz sei es erst dann, wenn Schulz in Wohnungen einbreche, um Beweise zu sammeln, oder wenn er in seinen Zuschauern den Tatentschluss wecke, gegenüber dem Pädophilen gewalttätig zu werden – was Schulz in seinen Videos aber nicht tut.

„Wir wollen niemandem etwas Schlechtes“, sagt Schulz. „Auch den Pädophilen nicht – aber es muss klar sein, dass man sich nicht an Kindern vergreifen darf.“ Interessant ist dabei das Spektrum: „Wir haben schon einen Polizisten aufgedeckt, einen Familienvater oder den Mitarbeiter einer Klinik.“ Diese Bandbreite an Tätern bestätigt auch Julia von Weiler. Sie leitet den Verein „Innocence in Danger“, der sich gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern einsetzt. „Pädophile sind von außen betrachtet ganz normale Männer“, sagt sie. „Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Täter kennen ist sehr hoch – aber das wollen wir uns nicht eingestehen.“ Darin sieht sie ein großes Problem. „Denn nur weil wir uns nicht trauen, hinzuschauen, verschwindet dieses Thema nicht einfach!“ Viel schlimmer: Die Weigerung, sich mit dem Thema Missbrauch zu beschäftigen, mache es den Tätern sogar noch einfacher zuzuschlagen.

Das Thema verschwindet nicht einfach

Viel wichtiger wäre es, sich Gedanken darüber zu machen, ob man es selbst merken würde, wenn ein Kind missbraucht wird. „In der Regel müssen Kinder bis zu acht Erwachsene um Hilfe bitten, bis sie auch wirklich Hilfe bekommen“, sagt sie. Statistisch hätten pro Klasse zwei Kinder Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch gemacht.

Schulz informiert seine Fans

Markus Schulz und seine Freundin Nadine Hochgatterer wollen das ändern. Die Beweise, die sie beim Chatten und während des Telefonats sammeln, übergeben sie der Polizei. „Aber auch unsere Zuschauer schreiben der Polizei Mails und melden die Pädophilen“, sagt Schulz. Regelmäßig informiert er seine Fans, was aus den Fällen geworden ist. „Meist laufen Verfahren gegen die Männer, sie stellen sich selbst“, sagt Schulz.

Nach einer knappen Stunde beendet Schulz das Telefonat mit dem 47-Jährigen. „Du, ich muss dir noch ein Geheimnis verraten“, sagt er mit seiner künstlich hohen Stimme. „Du darfst aber nicht böse sein.“ Der Mann ist ein wenig irritiert, aber auch neugierig, was nun kommt. Dann spricht Schulz mit seiner normalen Stimme: „Ich bin gar kein 13-jähriges Mädchen, sondern ich heiße Markus Schulz – und du hast gerade versucht, Sex mit einer Minderjährigen zu haben.“ Der 47-Jährige versucht sich sofort zu rechtfertigen. „Mit 14 Jahren darf ein junges Mädchen Sex haben, das ist nicht verboten“, behauptet er. Uneinsichtig.