Die Stiftung Warentest hat 17 Lippenstifte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist nicht gerade rosig: Kein Stift hat die Note „gut“ oder „sehr gut“ erhalten. In der Kritik steht vor allem ein Wirkstoff.

Stuttgart - Lippenstifte gibt es in den unterschiedlichsten Farben, Formen und Preisklassen. Doch wie sieht es eigentlich mit ihrer Gesundheitsverträglichkeit aus? Diese Frage haben sich die Tester von der Stiftung Warentest gestellt – und daher 17 Lippenstifte untersucht.

 

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Kosmetik – selbst gemacht

Wer sich täglich die Lippen schminkt und mehrfach nachzieht, nimmt nach EU-Angaben bis zu fünf Lippenstifte im Jahr zu sich. Weil man sich ja immer mal wieder über die Lippen leckt. Da Lippenstift somit in den Körper gelangt, sind neben Pflegewirkung und Haltbarkeit auch die verschiedenen Inhaltsstoffe von Bedeutung.

Kein Stift erhält „sehr gut“ oder „gut“

Die Tester haben sich für die Novemberausgabe des Heftes „Test“ 17 Stifte genauer angeschaut – mit Preisen von um drei bis zu 38 Euro, allesamt in Drogerien und Parfümerien erhältlich und in der Farbe Rosenholz. Denn dieser Ton ist nicht nur schön warm und dezent, sondern in dieser Herbst-Winter-Saison auch im Trend. Das Ergebnis war ernüchternd. Um es gleich zu sagen: Keiner der 17 Stifte im Test erhielt die Note „gut“ oder „sehr gut“.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Dieses Olivenöl hat gute Noten

Zwei Produkte wurden sogar als „mangelhaft“ bewertet – unter anderem der mit 38 Euro teuerste, ausgerechnet vom Luxustraditionshaus Chanel: der Rouge Coco Ultra hydrating (im Farbton 428). Aber auch der Full Satin Lipstick (Farbe 030) der deutschen Günstigmarke Catrice, der um vier Euro kostet, fiel durch. Beide sind laut den Warentest-Experten „sehr stark mit kritischen Mineralölbestandteilen und mineralölartigen Substanzen belastet“, die sich in Organen anreichern können. Die Stiftung Warentest rät daher davon ab, diese Stifte zu verwenden, denn es sei „unvermeidlich, dass die Schadstoffe in den Körper gelangen“.

Titandioxid selbst in Naturkosmetik

Auch bei den anderen 15 Lippenstiften sieht es nicht rosig aus: Alle, auch die mit „mangelhaft“ bewerteten, enthalten nach Angaben von „Test“ Titandioxid, selbst die Naturkosmetik. Diese Substanz ist als Lebensmittelzusatzstoff E 171 zugelassen und kann unter anderem in Süßwaren wie Dragees und Kaugummi oder in essbarer Käserinde zum Einsatz kommen. Zudem wird das Farbpigment in Kosmetika verwendet. In Lippenstiften etwa, um diese aufzuhellen.

Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit in Lebensmitteln stuft Titandioxid neuerdings jedoch als unsicher ein: Eine erbgutschädigende Wirkung könne nicht ausgeschlossen werden. Die Tester bewerteten daher die Substanz erstmals als Schadstoff.

Auch der Testsieger weist Mängel auf

15 der 17 geprüften Produkte sind insgesamt als befriedigend eingestuft worden. Bei der Deckkraft und Pflege stimmte es bei den meisten. Testsieger mit einem Ergebnis von 2,7 wurde der Natural-Beauty-Lippenstift in der Farbe Rosewood 74 von Annemarie Börlind. Beim Punkt kritische Stoffe erhielt das Produkt allerdings wie alle anderen nur ein „ausreichend“. Auf den vorderen Plätzen landeten zudem Lippenstifte von Dr. Hauschka, Alverde (mit 2,95 Euro der günstigste Stift im Test) und L’Oréal Paris.

Lippenstift als Corona-Verlierer

Einbußen
 Die Kosmetikindustrie hat 2020 einen Einbruch erlebt, vor allem im Bereich dekorative Gesichtskosmetika. Wer muss sich schon schminken, wenn er häufig von daheim aus arbeitet?

Verlierer
 Einer der größten Verlierer war dabei der Lippenstift. Auch deshalb, weil Masken zum Daueraccessoire geworden sind. Der Fokus ist stattdessen höher gerutscht – auf die Augenpartie, die nun eher betont wird, etwa mit Wimperntusche.