Die Komikerin Lisa Feller pflegt im Renitenztheater Geschlechterklischees – lachen kann darüber vor allem sie selbst.

Stuttgart - „Natürlich sind nicht alle so“ – ein Satz den die Komikerin Lisa Feller immer wieder äußert. Es geht um Männer. Und Frauen. Mit Witzen über Geschlechterklischees hat sich die 41-jährige Moderatorin des NDR Comedy Contest nach dem Mario-Barth-Prinzip eine beträchtliche Fangemeinde aufgebaut. Ihr neues Soloprogramm präsentierte sie am vergangenen Sonntag im Renitenztheater. Der Titel „Der Nächste, bitte!“ lässt ahnen: Es hat sich nicht viel geändert.

 

„Ich hab’s andersrum gemacht: die Kinder behalten und den Kerl abgetrieben“, informiert Feller das Publikum zu Beginn. Die Mutter zweier Söhne sucht nach einer Abstinenzphase wieder nach einem Lebenspartner und experimentiert mit verschiedenen Männertypen, von denen sie offen berichtet. Da wäre etwa Sebastian, der sie ein wenig an Reiner Calmund erinnert habe. Aber: „Auch die dickste Kerze hat ’nen Docht.“ Und ihre Freundin Britta wünscht sich, dass „ihr ein Förster das Unterholz durchharkt.“

Nach solchen Pointen beömmelt sich die in Düsseldorf geborene Rheinländerin, als ob sie selbige erstmalig gehört und nicht schon hundertfach erzählt hätte. Beinahe jede Anekdote wird mit einem Kichern oder einem „Das ist so krass!“ eingeleitet. Am häufigsten lacht an einem solchen Abend Feller selbst. Die schrill und mit aufgeplusterter Gestik vorgetragenen Gags basieren in der Regel auf der Prämisse, Männer seien sabbernde Neandertaler, die das Ausräumen einer Spülmaschine wie eine Bergbesteigung zelebrieren. Das stimmt ja auch, ist aber so gut wie nie lustig.

Irrweg der Emanzipation

Doch noch schlimmer trifft es eigentlich die Frauen. Denn so oft Feller darauf hinweist, dass nicht jeder Mann dem Klischee entspreche, so oft spricht sie auch von „Uns Frauen“ – womit sie ein ihrer Person entsprechendes Frauenbild zementiert, demzufolge Damen zwar über die depperten Herren lachen können, gleichzeitig aber „eine Woche lang nichts essen“, um ihnen zu gefallen.

Etwas besser und origineller ist Fellers Show, wenn sie über die Beziehung zu Kindern und konkurrierenden Eltern spricht. Stets müssten diese den eigenen Spross glorifizieren. Tristan, ein Klassenkamerad ihres Sohnes, teile sich mit seiner Mutter zwar eine Gehirnzelle, habe sich im Sport aber als guter Sprinter hervorgetan: „Toll“, meint Feller, „das muss er später auch mal können, wenn er vor der Polizei wegrennt.“ Knirpsen, die unentwegt den Seifenblasenflüssigkeitsbehälter umwerfen und die Tischplatte verkleben, droht sie: „Nächstes Mal trinkst du das ganz alleine!“

Dass Comedy-Programme dieses Schlags noch immer beliebt sind, sagt mehr über die Gesellschaft aus als über die Künstler. Es ist ein Irrweg der Emanzipation, dass Frauen dieselben dämlichen Witze über Männer machen, wie Männer über Frauen. Aber es ist wohl leider nur fair.