Aus der Krise lernen heißt nach Island schauen - diese Maxime gilt vermutlich nicht für den Finanzmarkt. Doch ein Blick auf das literarische Island, Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, lohnt sich für diejenigen, die darüber staunen wollen, welches schriftstellerische Potenzial ein 320.000-Einwohner-Land aufweist.

 

Rund 200 Autorinnen und Autoren - darunter Schwergewichte wie Hallgrâmur Helgason und Jín Kalman StefÖnsson - werden in den nächsten Tagen in Frankfurt ihre eigensinnigen Bücher vorstellen, die keineswegs nur von Schafen, Elfen, Geysiren und nicht mehr finanzierbaren SUVs handeln. Ja, vielleicht war es auch deshalb gut, dass der Deutsche Buchpreis 2011 an einen Roman ging, dessen Titel "In Zeiten des abnehmenden Lichts" allen Isländern sofort verständlich ist. Bald, so steht zu erwarten, wird der Rowohlt Verlag den Lizenzabschluss mit einem isländischen Verlag verkünden. Auch das ein Hoffnungsschimmer für die deutsche Buchbranche.

Eugen Ruge ist mit seinem Roman "In Zeiten des abnehmenden Lichts" am 21. November im Literaturhaus Stuttgart zu Gast.

Weitere Infos zur Buchmesse unter

www.buchmesse.de

Darüber wird, anders als über den bestsellertauglichen Eugen-Ruge-Roman, bald nicht mehr gesprochen werden. Dass in diesem Herbst (der auf ein literarisch flaues Frühjahr folgte) weitere deutschsprachige Bücher wie Jan Brandts "Gegen die Welt"oder Judith Schalanskys "Der Hals der Giraffe" im Begriff sind, viele Leser zu finden, können die meisten der vor sich hindümpelnden Publikumsverlage gut gebrauchen. Von kontinuierlich erfolgreichen Verlagen wie dtv oder Hanser abgesehen, beobachten viele Häuser mit Erschrecken und kaum verhohlener Beklemmung, was ihnen der Buchmarkt zumutet.

Über E-Books wird gerade auf der Frankfurter Messe wieder einmal allenthalben debattiert, doch während die Bereitstellungskosten für elektronisch verfügbare Bücher unvermindert hoch sind, wollen sich - ganz anders als im angloamerikanischen Bereich - befriedigende Absätze in diesem Sektor partout nicht einstellen. Gerade ein Prozent beträgt in den meisten Verlagen der Umsatz, der mit elektronischen Titeln gemacht wird - ein Ergebnis, das durch die in diesen Tagen von Amazon oder Weltbild auf den Markt gebrachten preisgünstigen "Volksreader" im Weihnachtsgeschäft endlich gesteigert werden soll.

Bücher brauchen TV-Promotionen

Die sich ausbreitende Unsicherheit über die Zukunft des "gedruckten Buches" geht Hand in Hand mit erheblichen Kommunikationsproblemen. Wo man längst davon Abstand genommen hat, für den Auftritt neuer Bücher nennenswerte PR-Etats bereitzustellen, zählt mehr denn je die mediale Resonanz, die ein Titel hervorzurufen vermag. Bestseller wie Charlotte Roches "Schoßgebete" oder Philipp Lahms Memoiren "Der feine Unterschied" machten in jüngster Zeit evidenter denn je, wie kluge Vermarktungsstrategien ungeachtet aller literarischen Qualität zu rauschenden Erfolgen führen.

Feinsinnige Werke hingegen, die keine TV-Promotion erlangen, tun sich schwerer denn je, wahrgenommen zu werden - eine unglückselige Spirale, unter der qualitätsvolle Literatur leidet und die Einrichtungen wie den Deutschen Buchpreis umso wichtiger macht.

Welche zentrale Rolle im Buchgeschäft "Autorenmarken" mittlerweile spielen, zeigte sich im Vorfeld der Messe. Da verkündete der Droemer Verlag nämlich, dass es gelungen sei, dem Münchner Konkurrenten Piper das kriminalistische Duo Volker Klüpfel/Michael Kobr abspenstig zu machen. Dessen Kluftinger-Romane dürften zwar ihren Zenit überschritten haben, doch auf ein, zwei Bestsellernotierungen könnte es das Allgäuer Autorengespann allemal noch bringen und Droemer die Qual ersparen, neue Namen einführen zu müssen. Eingeführte Namen - "Brands" - wie Klüpfel/Kobr müssen dem Handel nicht erklärt werde.

Helgason und StefÖnsson stellen Bücher auf der Frankfurter Buchmesse vor

Aus der Krise lernen heißt nach Island schauen - diese Maxime gilt vermutlich nicht für den Finanzmarkt. Doch ein Blick auf das literarische Island, Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, lohnt sich für diejenigen, die darüber staunen wollen, welches schriftstellerische Potenzial ein 320.000-Einwohner-Land aufweist.

Rund 200 Autorinnen und Autoren - darunter Schwergewichte wie Hallgrâmur Helgason und Jín Kalman StefÖnsson - werden in den nächsten Tagen in Frankfurt ihre eigensinnigen Bücher vorstellen, die keineswegs nur von Schafen, Elfen, Geysiren und nicht mehr finanzierbaren SUVs handeln. Ja, vielleicht war es auch deshalb gut, dass der Deutsche Buchpreis 2011 an einen Roman ging, dessen Titel "In Zeiten des abnehmenden Lichts" allen Isländern sofort verständlich ist. Bald, so steht zu erwarten, wird der Rowohlt Verlag den Lizenzabschluss mit einem isländischen Verlag verkünden. Auch das ein Hoffnungsschimmer für die deutsche Buchbranche.

Eugen Ruge ist mit seinem Roman "In Zeiten des abnehmenden Lichts" am 21. November im Literaturhaus Stuttgart zu Gast.

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