Am 15. Mai 2011 wäre Max Frisch hundert Jahre alt geworden. Das Marbacher Literaturmuseum zeigt, wie sein "Tagebuch 1946–1949" entstand.

Stuttgart - Am 15. Mai 2011 wäre Max Frisch hundert Jahre alt geworden. Zwar befindet sich der Nachlass des 1991 verstorbenen Schriftstellers in seiner Heimatstadt Zürich, aber seit dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach das Archiv des Suhrkamp Verlags überlassen wurde, kann man auch dort einiges von Frisch vorzeigen. Denn der Schweizer gehörte zu den Stammautoren des 1950 gegründeten Verlags, ihn verband eine enge Beziehung mit den Verlegern Peter Suhrkamp und später Siegfried Unseld. Mehr noch: Frischs "Tagebuch 1946-1949" gehörte 1950 zu den ersten im neuen Verlag publizierten Büchern; gleichzeitig bedeutete dieses "Tagebuch" eine Zäsur in der literarischen Entwicklung des Autors. Das will man jetzt im Marbacher Literaturmuseum der Moderne in einer von Jan Bürger betreuten Ausstellung zeigen.

Zur Eröffnung hatte man den Regisseur Volker Schlöndorff eingeladen, der sich an der Verfilmung von Frischs "Homo faber" versucht hat. Der Film mit Sam Shepard und Barbara Sukowa in den Hauptrollen kam im März 1991 in die Kinos, wenige Wochen vor Frischs Tod. Er habe 1959 in Paris eine Aufführung von "Biedermann und die Brandstifter" gesehen und in den sechziger Jahren Frischs Romane für sich entdeckt, erzählte Schlöndorff. In den Siebzigern habe dann ein amerikanischer Filmproduzent wegen "Homo faber" bei ihm angefragt, doch er habe abgelehnt; die Vater-Tochter-Inzestgeschichte, die im Zentrum stehe, habe ihn irritiert. Erst als er sich in den achtziger Jahren selbst in eine wesentlich jüngere Frau verliebt habe, sei ihm klar geworden: Du bist Homo faber. 1988 kam es deshalb zu einem ersten Kontakt zwischen Autor und Regisseur.

Als Vermächtnis schenkte Frisch dem Regisseur seinen Jaguar


Max Frisch habe ihn "wie ein alter Freund" aufgenommen, berichtete Volker Schlöndorff, die Zusammenarbeit mit dem Autor sei "sehr offen", ja geradezu "komplizenhaft" gewesen, es habe nie einen Krach gegeben. Zuerst habe man gemeinsam überlegt, ob man die Romanhandlung nicht aus den fünfziger Jahren ins Jahr 1990 verpflanzen solle; das wäre, was die Produktionskosten anginge, viel billiger gewesen. Doch bald sei beiden klar gewesen: Das geht nicht. Zu wesentlich sei für den Roman die Mentalität der Nachkriegsjahre: die optimistische Einstellung zur Technik, die so heute nicht mehr möglich sei; die Amerikabegeisterung, die nach dem Vietnamkrieg einen unwiderruflichen Dämpfer erhalten habe.