Am Abend steht die nächste WG auf dem Programm. An den Wänden hängen Poster und Zeitungsartikel, im Bücherregal steht Sloterdijk neben Che Guevara. In einer kleinen Kiste mit der Aufschrift „Zu Verschenken“ liegt eine angebrochene Packung Nikotin-Pflaster, die keiner haben will. Etwa achtzig Gäste fläzen sich dicht an dicht auf Sofas, Matratzen und dem Boden, ein junger Mann lässt die Füße aus dem Fenster baumeln. Der Lärmpegel ist hoch. Dann setzt sich der erste Autor des Abends an den kleinen Tisch inmitten der Zuhörer. Philipp Winkler hat mit „Hool“ einen Roman über die Hannoveraner Hooligan-Szene geschrieben, 2016 wurde er mit dem ZDF Aspekte-Literaturpreis für das beste deutschsprachige Debüt ausgezeichnet. „Ein Buch wie ein Schlag“ schrieb die „FAZ“ damals, und tatsächlich ist es die Wucht der harten, oft derben Dialoge in „Hool“, die den Roman so sehr von den feinziselierten Texten des Vorabends unterscheidet.

 

Schließlich ist der letzte Autor des Festivals an der Reihe. Sascha Macht, Jahrgang 86, studierte am Literaturinstitut Leipzig und veröffentlichte bereits in verschiedenen Anthologien und Literaturzeitschriften. „Der Krieg im Garten des Königs der Toten“ erzählt von der Reise des Protagonisten Bruno Hidalgo über die fiktive Insel Kajagoogoo, 2016 wurde der Roman als bestes Prosadebüt des Frühjahrs mit dem Silberschweinpreis ausgezeichnet.

Ein Werkstattgespräch mit Kathrin Jira sowie ein Poetry Slam am Sonntag sollten noch folgen – doch bereits an diesem Punkt des Festivals stand fest: Das Projekt „Zwischenmiete“ bietet eine ebenso erfolgreiche wie spannende Plattform für den literarischen Nachwuchs, sorgt für Austausch und Kommunikation. Junge Menschen interessierten sich heute weniger für Literatur, sagen die Zahlen. Ein Hauch von der legendären Gruppe 47 aus der Nachkriegszeit aber lebt weiter.