Wieder einmal hat die Schwedische Akademie in Stockholm für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Deutsche Leser haben es nicht leicht, sich von dem neuen Literaturnobelpreisträger einen Begriff zu machen.

Stuttgart - In Hausach im Schwarzwald ist der neue Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah kein Unbekannter. Dort nämlich war der vor einigen Jahren Gast des von dem Schriftsteller Ilija Trojanow kuratierten Festivals „Vielstimmiges Afrika“. Aber sonst? Auf Twitter läuft eine Umfrage: „Haben Sie schon einmal etwas von Abdulrazak Gurnah gelesen?“ Sieben Prozent beantworten das mit ja, 93 Prozent mit Nein.

 

Dass die Juroren endlich ihren Blick einmal wieder auf Afrika gerichtet haben, ist mehr als überfällig. Der Name des in Sansibar aufgewachsenen und in Großbritannien lebenden 73-jährigen Gurnah wäre einem dabei nicht unbedingt als erstes eingefallen. Doch vielleicht ist gerade das das Problem. Die Grünen-Politikerin Lamya Kaddor zum Beispiel zeigt sich in einem Tweet von der Entscheidung angetan: „Afrikanisch. Antikolonialistisch. Asylorientiert. Hätten wir Autoren wie Abdulrazak Gurnah früher übersetzt und stärker wahrgenommen, wäre vielen vieles wohl früher klargeworden – auch hinsichtlich menschenverachtender Pushbacks.“

Die meisten Übersetzungen sind vergriffen

Doch Gurnah auf Deutsch zu lesen ist gar nicht so einfach. Das wird sich vermutlich bald ändern. Nur wenige Stunden nach der Bekanntgabe fand sich auf dem einzigen bis dahin noch lieferbaren Roman „Die „Abtrünnigen“ im Internet der Vermerk „nicht mehr lieferbar“. So muss man sich vorerst mit antiquarischen Ausgaben behelfen.

Es sei denn, man hat eine gut sortierten Buchhandlung wie zum Beispiel die im Literaturhaus Stuttgart in der Nähe. Ein Exemplar des 2004 im mittlerweile aufgelösten A1 Verlag erschienenen Romans „Schwarz auf weiß“ ist dort vorrätig – „sieht aus wie neu“, sagt die Buchhändlerin Claudia Leutner dazu. Auch das wird sich vermutlich bald ändern. In unserer Bildergalerie stellen wir die wichtigsten Romane Gurnahs kurz vor.